Gesehen: Both Sides of the Blade (2022) - Der dünne Firnis der Liebe
FilmkritikClaire Denis findet überall Schnittmengen mit dem Kolonialismus
Wie dünn doch der Firnis der Liebe ist und wie unangenehm wahrhaftig sich das alles anfühlt... Ständig wird geschwiegen, aber die Blicke und vorsichtigen Berührungen sprechen unüberhörbare Worte. Menschen verdrängen, verweigern, versprechen, vergessen und versagen. Sie verlieren sich in sich selbst, in einem anderen Menschen, immer im falschen, nie im richtigen. Die Scham hüllt den Mantel des Schweigens um jeden Konfliktherd.
Genau diese Dynamik hat – wie soll es bei Claire Denis auch anders sein – eine bemerkenswert große Schnittmenge mit der Kolonialgeschichte Frankreichs, die hier immer wieder mit den Figuren verwoben wird. Es wird lieber geschwiegen, verdrängt, verklärt, verwaschen, solange die Notwendigkeit der Rechenschaft immer noch unnachgiebig an die Tür klopft. So lebt der Schmerz der anderen immer weiter.
★★★★☆
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