Es ist richtig toll unangenehm, wie Kiyoshi Kurosawa hier das urbane mit dem digitalen Unbehagen zusammenbringt und ineinander verschränkt. Aus beiden Dimensionen drängen letztlich Erzählungen radikaler Vereinzelungserfahrungen, die ihren Ursprung in einer zunehmend individualisierten Gesellschaft haben. Nirgendwo ist man gleichzeitig von so vielen Menschen umgeben und dennoch so isoliert, einsam und vielleicht auch eingeschüchtert wie in der Großstadt. Digitale Räume tun sich mit dem Versprechen auf, Orte der Gemeinschaft zu schaffen, entpuppen sich jedoch als unauthentische Theaterbühnen, auf denen das „wahre" Ich nur zu einem Teil existieren kann und einem performten Ich immer mehr den Vorrang lassen muss.

Unter diesen Umständen existiert ein Mensch nur noch gefangen in einer Art Zwischenwelt – einerseits voller Unbehagen und Ablehnung sich selbst und dem eigenen Körper gegenüber, andererseits sich nach einer physischen Präsenz sehnend, die von anderen wahrgenommen und berührt werden kann und auch wird. Doch Nähe zu sich und zu anderen Menschen ist in jedweder Ausprägung in dieser Zwischenwelt eine Illusion. Ich bin sicherlich einer der letzten Blitzmerker, der das schreibt, aber: Wer Jane Schoebrun und Co. durchdringen will, muss offenbar auch Kiyoshi Kurosawa gesehen haben.

★★★★½

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