Gesehen: After the Hunt (2025) - Behäbiges Hinken
FilmkritikLuca Guadagnino verliert den Diskurs aus den Augen
Guadagnino hinkt hier wirklich total behäbig dem allerspätestens seit #MeToo in einer relevanten Breite geführten Diskurs hinterher. Nur, weil jetzt auch die Hochschulen zu einem Ort des rechten Kulturkampfes geworden sind, muss man das jetzt nicht mit allen bekannten Versatzstücken zu irgendeiner angeblich neuen Qualität herbeiintellektualisieren.
Dabei nimmt der Film doch eine kluge Wendung – nur eben erst auf den allerletzten Metern. Zu spät lässt er die Protagonistin ihre Position, ihre Erinnerungen und ihr Weltbild hinterfragen. Zu spät konfrontiert und zwingt er sie, die eigene Rolle als (unbewusste) Täterin, mindestens als Mitwisserin, aber auch als Opfer neu zu bewerten.
Erst an diesem Punkt erreicht der Film eine wirklich spannende psychologische Tiefe. Denn diese Frau, die sich entgegen absoluter Gegebenheit nicht als Opfer/Survivor sieht und markieren lassen will, trägt dadurch (ohne Absicht) zum Erhalt von Rape Culture und patriarchaler Ordnung bei. Das Patriarchat hat sie in eine unmögliche Sackgasse gedrängt: Spricht sie, wird der Backlash sie in den Abgrund reißen. Schweigt sie, bleibt das System unangetastet.
Doch da will sich der Film nicht hineinbegeben, keine Positionen ergründen, keine Moral verhandeln. Ich würde nicht sagen, dass AFTER THE HUNT deshalb feige, aber auf jeden Fall ambitionslos ist.
★★½☆☆
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