Ich finde, dass die Genrezuschreibung „Drama" DIE MY LOVE kaum gerecht wird. Lynne Ramsay hat hier nämlich einen tief unter die Haut gehenden Horrorfilm inszeniert. Jedenfalls kommt das Bild von der Kernfamilie dem meinem Dafürhalten nach extrem nahe.

Lynne Ramsay schenkt ihren beiden Hauptfiguren die vermeintliche Freiheit – mit einem Haus, das es wahrscheinlich für umme gab, das sie völlig nach ihren Vorstellungen gestalten könn(t)en, in dem sie Musik so laut wie nur vorstellbar aufdrehen können, ohne jemanden zu stören, wo sie wie die Tiere übereinander herfallen und sich auch mal aus dem Weg gehen können.

Doch genau diese „Freiheit" ist ein Gefängnis, weil sie mit Konventionen und Erwartungen daherkommt. Weil dieser Ort in Blut getränkt ist. Wenn das, gepaart mit dem Motiv der Domestizierung der Frau, nicht der blanke Horror und Grund zur Selbstanzündung ist, dann weiß ich auch nicht. Die absolut toxische Beziehungsdynamik der beiden Hauptfiguren ist nur noch Öl in dieses Feuer.

Interessant ist, wie Lynne Ramsay das alles über das Color Grading begleitet. Der gesamte Film ist von starken Kontrasten durchsetzt, die Farben dabei jedoch mal trostlos ausgewaschen, mal intensiv übersättigt. Formal schwankt der Film damit seinen Figuren gleich zwischen Depression und Manie.

Letztlich bin ich mir aber nicht sicher, ob dieses unbestritten filmische Erzählen einfach nur zu einer übermäßigen Psychologisierung der Hauptfigur beiträgt und ihr damit wirklich gerecht wird.

★★★½☆

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