Bei Journalist*innenfilmen habe ich wirklich IMMER ein krasses Problem. Einerseits lasse ich ihnen viel zu viele Ungenauigkeiten durchgehen, weil ich dieser (meiner) Profession bei aller notwendigen (Selbst-)Kritik wirklich jedes „Denkmal" gönne. Paradoxerweise bin ich andererseits aber auch aufgrund meines beruflichen Hintergrunds besonders penibel.

Klar, der Film tappt links und rechts in haufenweise Pathosfallen – besonders in Kombination mit dem wirklich lächerlich manipulativen Score. Das passiert jedoch vor allem dann, wenn es um die eigentlichen journalistischen Prozesse und Ideale geht. Doch das steht tatsächlich gar nicht im Zentrum des Films. Es geht viel mehr um unternehmerische Interessen, die den Journalismus von innen heraus zersetzen. Es geht um die zunehmend durchlässige Grenze zwischen Redaktion und „Verlag", die unlautere Einflussnahme vor dem Hintergrund ökonomischen Drucks und gewinn- und nicht gemeinwohlorientierten Interessen. Und das ist tatsächlich ganz und gar nicht trocken, sondern verhältnismäßig schmissig inszeniert.

Darüber hinaus kann sich der Film auch vieler Anachronismen nicht entledigen. Er spielt 2004, lässt seine Figuren jedoch Phänomene mit dem Wissen aus 2015 analysieren. Das macht die Beobachtungen und Schlussfolgerungen nicht weniger richtig, sie finden nur auf der falschen Erzählebene statt. So versucht der Film ein paar Mal zu oft, eine Geschichte über unsere Gegenwart zu erzählen, vergisst dabei jedoch, erst mal eine solide Geschichte über seine Gegenwart zu erzählen.

Außerdem: Dass dazu die Figuren mehr stereo- als archetypisch inszeniert sind, macht ab einem gewissen Punkt sogar Spaß.

★★★☆☆

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