Gesehen: Old Joy (2006) - Alternde Freundschaft
FilmkritikWortloses Verstehen, betretenes Schweigen und vertrautes Nichtssagen
Ein Film über jung geschlossene Freundschaften, die nun alt geworden sind. Menschen wachsen in ihre eigenen Leben hinein, verlieren aus den Augen, was sie einst einmal verbunden hat, und spüren dennoch, dass es da etwas gibt.
Aus dem Autoradio dringt die Analyse einer gesellschaftlich und politisch im Argen liegenden Welt, während die beiden Freunde durch Orte fahren, die es wirtschaftlich bereits hinter sich haben.
Alles scheint trost- und aussichtslos. Es wäre ein Leichtes, diese Spannung durch das Hervorbrechen politischer Grabenkämpfe zwischen den beiden alten Freunden eskalieren zu lassen. Doch einer Kelly Reichardt ist das zu zynisch. Ihr sind wortloses Verstehen, betretenes Schweigen und vertrautes Nichtssagen viel wichtiger.
Es sind die Momente, in denen geschwiegen wird, in denen die kleinen Gesten nachhallen, durch die Reichardt hier Bände sprechen lässt. Und es sind die Momente, in denen die Angst vor dem endgültigen Zertrennen des dünner gewordenen Bandes zueinander die Stimmen lähmt.
Sich einerseits dieser alten Verbindung fast schon bedingungslos sicher zu sein und sie andererseits kaum noch spüren zu können – mit dieser gnadenlosen Ambivalenz lässt uns Kelly Reichardt zurück, verweigert jede konventionelle Katharsis und zieht sich stattdessen auf zutiefst menschliche Muster zurück.
★★★★☆
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