Im Turbokapitalismus sind Körper wortwörtlich Austauschware; Wegwerfwerkzeuge zur Maximierung von Profit um jeden Preis und wider jede Moral. Aktienkurs go up ist die oberste Maxime. Was Brandon Cronenberg hier auf die blutige Spitze treibt, hat mich doch an verschiedene Auswüchse denken lassen, die nach dem Antritt von Trump II schnell die Runde machten.

Hier werden Konzerne als das beschrieben, was sie tatsächlich sind: opportunistische, ausschließlich im Dienste der Gewinnmaximierung für Shareholder stehende Konstrukte. Konzerne haben keine Moral. Wer sich im Pride Month eine Regenbogenflagge aufs Logo klatscht, tut das nicht aus gesellschaftlicher Verantwortung heraus. Das zeigt, wie schnell all die vermeintlich mächtigen Konzerne mit Trump II direkt alles, was zu einer gerechteren Gesellschaft beitragen soll, aus den Unternehmensrichtlinien und -zielen gestrichen haben.

Die Analogie dazu in POSSESSOR ist auch das Spiel mit dem Körper als theoretisch austauschbare Hülle, der man sich entledigen und in die man hineinschlüpfen kann. Denn damit einher geht auch das Lösen vom biologischen Geschlecht. Das Überwinden dieser Geschlechterordnung, das Spiel mit einer zumindest begrifflichen Transgeschlechtlichkeit wird hier als Werkzeug im großkapitalistischen Machtkampf um Marktherrschaft genutzt – also heruntergebrochen wie die Regenbogenflagge im Insta-Profil.

Brandon Cronenberg gefällt sich letztlich jedoch auch sehr darin, durch die Rollen- und Hüllenwechsel, durch die Unzuverlässigkeit der Erzählperspektive ein mehrschichtiges Verwirrspiel aufzuführen – und ruht sich nach meinem Geschmack dann doch zu oft auf dieser mitunter effekthascherischen Popcornebene aus.

★★★½☆

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