Gesehen: On the Silver Globe (1988) - Hypnotischer Fiebertraum
FilmkritikVon einer Menschheit, die dazu verdammt ist, ihren eigenen Niedergang immer und immer wieder zu wiederholen
Das ist Jodorowsky, das ist Tarkowski, das ist Kurosawa, das ist Herzog, das ist Kubrick, das ist Malick und am Ende immer noch klar Żuławski selbst. Dieser absolut hypnotische Fiebertraum hat mich echt umgeblasen. Żuławski beschwört einen magischen, albtraumhaften und prophetischen Sturm herauf; eine apokalyptische Prophezeiung und ein scharf urteilender Blick auf zurückliegende Geschichte.
ON THE SILVER GLOBE zeigt eine Menschheit, die dazu verdammt ist, ihren eigenen Niedergang immer und immer wieder zu wiederholen, weil sie sehenden Auges immer und immer wieder in die Kreissäge ihres eigenen Fundamentalismus rennt. Weil sie den Aufbau und Erhalt von Macht regelrecht religiös überhöhen. Weil sie geblendet werden von ihrer maßlosen Hybris. Weil sie sich für unfehlbar halten und damit ein etwaiges Lernen aus der Vergangenheit für sie keine Notwendigkeit hat.
Dazu gibt es eine Kameraarbeit, die dem Gefühl nach in ihrer Dynamik um Jahrzehnte voraus ist. Wir sind die Kamera, die Kamera wird direkt adressiert, wir sind also zweifellos potenzielle:r Akteur:in in dieser Welt und doch zu absoluter Tatenlosigkeit verdammt, weil uns immer noch Leinwand oder Bildschirm vom Geschehen trennt.
Die Agilität der Kamera reißt uns dabei mit hinab in einen albtraumhaften Strudel, sie gleitet regelrecht entfesselt durch immer ekstatischere Momente. Dennoch übergeht sie dabei nicht Momente der Verletzlichkeit, der Schönheit und der Liebe, die sie im Rauschen des Malstroms doch einzufangen vermag.
★★★★★
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