Das ist ein absolut tight inszenierter Thriller, der es jedoch nie so wirklich geschafft hat, mich auf einer rein filmischen Ebene gänzlich abzuholen. Kathryn Bigelow will sich nämlich nicht wirklich auf die inhärente Nüchternheit ihrer Bilder einlassen, sondern versucht sie durch haufenweise kleine Crash-Zooms zu übertünchen. Vielleicht will sie ihrem Film damit etwas Dokumentarisches anheften. Wenn ja, dann wäre das Stilmittel aber auch dafür nicht konsequent genug durchgezogen.

So springt der Film oft zwischen konventioneller und gefakt dokumentarischer Inszenierung hin und her. Dadurch kann man sich nicht so leicht zu Geschehen verorten. Klar, der Film will dazu zwingen, verschiedene Positionen einzunehmen und für sich selbst abzuwägen. Aber dafür wirft mir der Film zu viele desorientierende Stöcke zwischen die Speichen.

Ein bisschen albern fand ich auch die „Choose your own adventure"-ähnliche Sequenz im finalen Kapitel. Denn die braucht es doch eigentlich nicht, um die moralische Komplexität und die Schwere der Situation zu verdeutlichen. In jedem Fall werden unfassbar viele Menschen sterben. Wem der Weg zu dieser Erkenntnis nur durch ein kleines Gedankenspiel geebnet werden kann, der sollte vielleicht noch mal einen Blick in ein Geschichtsbuch werfen.

Was dann wiederum sehr gut funktioniert, ist, wie dadurch der absolute Zynismus der Debatten vor Augen geführt wird, die wir im Hinblick auf Aufrüstung vor der Kulisse einer in sich zusammenfallenden Weltordnung führen. Plötzlich sind wir alle Fünf-Sterne-General*innen und niemand fragt nach dem Ob, sondern nur noch nach dem Wie.

Kathryn Bigelow führt uns also vor Augen, dass wir in der gesellschaftlichen und globalpolitischen Debatte dabei sind, ohne Chance auf Kurskorrektur falsch abzubiegen. Sie dokumentiert die Bürokratisierung der Apokalypse; wie Protokolle den Untergang der Zivilisation kodifizieren, weil sie den Menschen aus der Gleichung nehmen.

★★★½☆

Infos & Extras