Gesehen: The Bibi Files (2024) - Spektakel ohne Mehrwert
FilmkritikDie Doku erweist der unbedingt notwendigen kritischen Auseinandersetzung mit Benjamin Netanjahu einen Bärendienst.
Ich begrüße wirklich jede notwendige kritische Auseinandersetzung mit Benjamin Netanjahu. Gerade deshalb wiegt es besonders schwer, wie schlecht dieser Dokumentarfilm ist.
Er ruht sich auf geleakten Aufnahmen der Befragungen während der Korruptionsermittlungen gegen Netanjahu aus und inszeniert daraus ein voyeuristisches Spektakel ohne echten Mehrwert. Denn es gibt fast keinen Unterschied zwischen dem öffentlichen Netanjahu und dem, der sich in einer vertraulichen Situation wähnt.
Die zumindest vor der Kamera sichtbare Quellenlage ist außerdem extrem dünn und schwach zusammengestellt. Den größten Redeanteil haben Menschen mit Skin in the Game: ehemalige Geheimdienstler, Berater der politischen Gegenseite, einstige Hausangestellte. Nur ein einziger Journalist darf einsam darüber sprechen, was zu Netanjahu unabhängig recherchiert und belegt wurde. Als ob es Jahrzehnte umspannende Arbeit zahlreicher Medien zuvor einfach nicht gegeben hätte. Dazu wird dann noch eine einzige Kibbuz-Bewohnerin sinngemäß als Stimme ihrer Generation herangezogen.
An handwerklicher Einfalt ist das alles kaum zu unterbieten. Darunter fällt auch, den Krieg im Gazastreifen einfach nur als weiteres Kapitel der Methode Netanjahu zu inszenieren. Unterkomplexer geht es kaum.
Der Dokumentarfilm ist noch bis zum 26. November 2026 in der ARD-Mediathek verfügbar.
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