Gesehen: Germany, Year Zero (1948) - Zerbrochene Zeit
FilmkritikAngesichts der unmittelbaren zeitlichen Nähe zum Kriegsende ein überaus beachtlicher Film.
Wie schon Rossellinis drei Jahre zuvor erschienener ROME, OPEN CITY (1945) ist auch das hier ein extrem beachtlicher Film angesichts der unmittelbaren zeitlichen Nähe zum Kriegsende – aber auch angesichts der unbequemen Wahrheiten, die hier gnadenlos auf den Tisch gelegt werden.
Die politische Führungsriege der Nazis mag entmachtet oder tot gewesen sein, aber was geschieht mit einem ganzen Volk aus Täter*innen? Die gesamte Gesellschaft ist derart von menschenverachtender Ideologie durchsetzt, dass Kinder wortwörtlich ihre Väter töten müssen, um diesen Zustand zu überwinden.
In ROME, OPEN CITY kann sich Rossellini noch zu einem vergleichsweise hoffnungsvollen Ende mit den zukunftsgerichteten Blicken der Kinder durchringen. Doch hier, im verdorbenen Herzen Deutschlands, scheint das aussichtslos. Hier ist die Zeit nicht nur zu einem Stillstand gekommen, sie ist irreparabel zerbrochen. Es kann kein Zurück, aber vor allem auch kein Vor mehr geben.
Vielleicht muss wirklich alles restlos planiert werden, damit etwas Neues, von alldem Losgelöstes entstehen kann. Mit ein paar scheinheilig herumopfernden Überbleibseln wird das nicht möglich sein.
★★★★☆
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