Gesehen: In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg den Tod (1974) - Nüchtern bis ernüchternd
FilmkritikZeit ist ein flacher Kreis. Alexander Kluge und Edgar Reitz erzählen in ihrem Film von 1974 deshalb auch von heute.
Von nüchtern bis ernüchtert sezieren Kluge und Reitz, was von der Aufbruchstimmung der 1960er Jahre übrig geblieben ist: nicht viel. Staatliche Repression nimmt zu, wirtschaftliche, politische sowie gesellschaftliche Probleme werden bewusst ignoriert oder gar verschärft und die patriarchal strukturierte Gesellschaft mit ihren bestehenden Machtverhältnissen ist (auch in den Köpfen) alles andere als überwunden.
Der Film erzählt damit in Kombination mit seinem Titel auch viel über unsere Gegenwart. Heruntergebrochen geht es damals wie heute um die Verschiebung des Overton-Fensters. Es geht nicht um eine „natürliche" Gegenbewegung zu liberaleren Strömungen, um einen breiten gesellschaftlichen Diskurs, sondern um ein Verschieben der sogenannten Mitte nach rechts, um Sicherung von politischen wie gesellschaftlichen Vormachtstellungen.
★★★½☆
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