Keine Gebete mehr für den Algo-Gott
Netzkultur„Wann lösen wir uns endlich von Social-Media-Algorithmen?", fragt Damián Morán Dauchez bei musermeku.

„Wann lösen wir uns endlich von Social-Media-Algorithmen?", fragt Damián Morán Dauchez bei musermeku.
Es gibt natürlich viele Content-Ersteller, die ihr Bestes geben, um gegen dieses System der großen Social-Media-Plattformen zu kämpfen. Ich habe dies beruflich so lange wie möglich gemacht. Es zeigt sich aber auch immer wieder, wie viele großartige Content-Ersteller lange versucht haben, mit ihren Inhalten gegen die Algorithmen zu bestehen – bis sie aufgrund der mangelnden Reichweite keine Motivation mehr hatten weiterzumachen. Und dies lag oft nicht am mangelnden Interesse eines bestehenden Publikums, das sich für genau die Inhalte der Creators interessiert hätte. Wenn Algorithmen entscheiden, dass dieses Publikum von den Inhalten gar nicht erreicht wird, bleiben nur noch wenige Optionen: seine Inhalte so verbiegen, dass der Algorithmus darauf anspringt, selbst wenn man sich damit von seinem persönlichen Stil verabschieden muss, seine Inhalte mit Budget bewerben und sich die Reichweite erkaufen – oder resigniert seine Social-Media-Aktivitäten einschränken oder ganz aufgeben.

Fühle ich total und ich mache das gerade auch irgendwie so: Meine Gedanken zu Filmen zweitverwerte ich auch in Kurzvideos und als Podcast. Ich mache das (zum Glück), weil ich's kann und nicht muss. Das alles hier ist Hobby und es bereitet mir ziemlich viel Spaß, auch andere Distributionswege auszuprobieren und die Abhängigkeit von Algorithmen zwar zu sehen, sie mir aber letztlich egal sein kann.
Manche Videos klatschen aus nicht nachvollziehbaren Gründen gegen die Algorithmus-Wand, einige werden einigermaßen okay verteilt, andere vom Algo-Gott geküsst – eben weil sie (von mir nicht bewusst vorgesehen) in diese Kerbe schlagen:
Die Social-Media-Plattformen sind lediglich Strukturen, leere Hüllen. Sie brauchen Inhalte, um Nutzer bei der Stange und süchtig zu halten. Sie brauchen den Zugriff auf die Nutzer, um Gewinn aus Werbeeinnahmen und persönlichen Daten zu generieren. Der Algorithmus ist der Weg, diesen Zugriff zu behalten. Er wird auswählen, welche Inhalte relevanter sind, indem er die psychologischen Schwächen der Nutzer ausnutzt und empörende, emotionalisierende, radikale Botschaften priorisiert.
Die Kommentare unter dem verlinkten Video unterstreichen das noch mal.
Deshalb blogge ich auch (wieder) so gerne – weil das hier mein Garten ist und ich und nur ich Freude an meinem Garten habe. Wenn das ein Publikum findet? Schön! Wenn das kein Publikum findet? Nicht so wichtig... Wichtig ist mir aber, tolle Inhalte anderer sichtbarer zu machen – und wenn es an schlechten Tagen nur zwei Augenpaare, zwei Klicks sind. Sharing ist dennoch caring.
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