Kinotagebuch: Miroirs No. 3 (2025) - Echo des Schmerzes
Christian Petzold inszeniert eine in tausend Teilen zersprungene Vase und die Frage, wie die wieder zusammenzusetzen ist.

Ein ganzer Film als Summe unendlich vieler Echos einer unwiederbringlichen Vergangenheit, in der scheinbar nur Schmerz begraben liegt. Dieser Schmerz, dieser damit zusammenhängende Verlust bricht sich Bahn in vielen, kleinen unscheinbaren Momenten – durch das Knarzen der Holzdielen an dieser einen bestimmten Stelle, durch die zufällige Berührung, wenn man sich beim Aufräumen der Küche aneinander vorbeidrückt, durch ein abgewetztes T-Shirt und diese verstimmte Saite des Klaviers.
Christian Petzold weiß, wie er das auf den Punkt genau inszeniert. Er watet nicht im Trauma umher, er wehrt sich gegen jegliche Rührseligkeit und legt eine ganz wesentliche emotionale Ebene frei – völlig in sich selbst und damit in absoluter Sicherheit ruhend; eingefangen in unglaublich warmen Bildern, die sich wie eine tröstende Umarmung um die Figuren schmiegen.

Sehr klug und feinsinnig beobachtet ist hier außerdem, wie und warum es für Heilung unabdingbar ist, durch den Schmerz zu gehen. Mir erschien vor dem inneren Auge das Bild einer in tausend Teile zersprungenen Vase, die man in mühsamster Bastelarbeit wieder zusammenklebt, nur um dann das eine wichtige Stück nicht mehr zu finden und es mit einem billigen Stück Plastik zu ersetzen.
Die Vase sieht nicht mehr wie zuvor aus und wird es auch nie wieder tun. Des Pudels Kern ist das Ringen um und mit dieser Erkenntnis.
★★★★½
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