Gesehen: Killer Joe (2011) - Gelungener Gaze
William Friedkin irritiert und provoziert klug durch seine Kameraführung. Nur Emile Hirsch und Thomas Haden Church hätten vorher noch mal einen Schauspielkurs besuchen sollen.

Am Anfang war ich super irritiert davon, wie teilweise genüsslich und in durchgehend „unpassenden" Momenten die Kamera Juno Temples Figur sexualisiert wird. Doch dann beginnt der Film relativ schnell damit, mit offenen Karten zu spielen. Teil dessen ist auch der Male Gaze, in dessen Falle der Film nie tappt, sondern ihn stattdessen umfunktioniert und als bewusste Irritation positioniert.
KILLER JOE ist ein Film über Männer, die Frauen ausschließlich als Objekte, die man besitzen kann, betrachten. Es ist jedoch nicht nur die wortwörtliche Hand des Mannes, die hier die Gewalt über Frauen hat. Es sind auch Blicke, die selbst übergriffig und besitzergreifend sein können. Genau die Perspektive dieser Blicke wird uns als Publikum durch die Kamera aufgezwungen. Das irritiert, das provoziert und macht es unmöglich, sich nicht auch mit seiner eigenen Rolle auseinanderzusetzen.
Gänzlich fehl am Platz sind hier Emile Hirsch und Thomas Haden Church, die völlig steif durch ihre Dialoge stolpern und wie im Schultheater offensichtlich mehr damit beschäftigt sind, auf ihr Stichwort zu warten, als sich auf den jeweiligen Moment einzulassen.
★★★☆☆
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