Ein paar Worte zu Friedrich Merz' Rede zur Wiederherstellung der Synagoge an der Reichenbachstraße
Ich finde es beschämend, dass der Bundeskanzler ausgerechnet diesen bedeutsamen Moment an diesem bedeutsamen Ort genutzt hat, um noch mehr straff rechter Politik den Weg zu bereiten.

In München ist die Wiederherstellung der Synagoge an der Reichenbachstraße gefeiert worden. Auch Friedrich Merz hat in seiner Funktion als Bundeskanzler an den Feierlichkeiten teilgenommen und eine Rede gehalten.

(ab 00:40:05 bis 00:57:35)
Danach schwappte wieder einiges an scharf formulierter Aufregung durch meine Bluesky-Timeline – aber auch Respekt. Also habe ich mir die Rede auch mal in Gänze angeschaut. Ich schreibe das wirklich ohne Schaum vorm Mund und in aller gebotenen Ruhe, weil es mir wichtig und es mehr als nur ein schnell vorbeiziehendes Aufregerthema ist:
In mehreren Momenten ring Merz mit den Tränen. Ich glaube, er war in diesen Momenten ehrlich angefasst und hat auch aus dem Herzen gesprochen. Ich glaube nicht, dass er das schauspielen konnte oder wollte.
Deshalb glaube ich aber auch, dass es ausdrücklich kein politischer Kalkül war, ausgerechnet in diesem Moment nicht nur die Mär vom importierten Antisemitismus wieder aus dem Hut zu zaubern, sondern sie auch noch als einzigen Grund für Antisemitismus in Deutschland anzuführen. Das scheint wirklich seine tiefste Überzeugung zu sein.
Ich finde es beschämend, dass der Bundeskanzler ausgerechnet diesen bedeutsamen Moment an diesem bedeutsamen Ort genutzt hat, um noch mehr straff rechter Politik den Weg zu bereiten. Dass weder ihm noch seinem Umfeld diese bittere Ironie bewusst ist, finde ich ganz ehrlich erschreckend.