Kinotagebuch: Lesbian Space Princess (2024) - Vulgäre Ermächtigung
Wie fandet ihr eigentlich die Sexszenen in BLUE IS THE WARMEST COLOR?

Ich habe mir nicht wirklich etwas zur Rezeption des Films angelesen, aber ich höre die ganzen Dudebros „Simpsons/Futurama/Family Guy/Rick and Morty already did it!" bis hierher brüllen und sich in Reddit-Circlejerks gegenseitig upvoten.
Das ist eine Kritik, die man schon anbringen kann, wenn man sich nur mit der reinen Oberfläche beschäftigt. Denn dass die beiden Macherinnen Leela Varghese und Emma Hough Hobbs vielleicht in einer ähnlichen humoristischen Tradition wie Matt Groening, Seth MacFarlane oder Dan Harmon stehen, macht die beiden noch lange nicht zu Plagiatorinnen.
LESBIAN SPACE PRINCESS hat sich für mich nach dem Einfordern eines Platzes an genau dem Tisch, der bisher weitestgehend maskulin geprägt war, angefühlt. Es ist ein Entreißen einer spezifischen Humorfarbe aus den Händen gatekeepender Dudebros.

Leela Varghese und Emma Hough Hobbs ermächtigen sich dieses sehr wortwörtlichen In-Your-Face-Humors mit extrem viel Selbstironie und einem Feuerwerk an (gesellschafts)politischen und (pop)kulturellen Referenzen.
Als der Bordcomputer des Raumschiffs unvermittelt in ein Gespräch der beiden Lover*innen grätscht, um aus heiterem Himmel und ohne erkennbaren Grund zu fragen, wie sie denn nun eigentlich die Sexszenen in BLUE IS THE WARMEST COLOR fanden, konnte ich nicht mehr. 😄
Außerdem wird keine falsche Scham an den Tag gelegt. Der Film suhlt sich genüsslich in seiner eigenen Vulgarität, und das macht einfach Spaß.
★★★★☆
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Die Kritik auf Letterboxd:

Die Kritik als Tonspur:

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