Gesehen: L’Argent (1983) - Symptombekämpfung
So finster und abgründig dieser Film unter anderem dadurch wirkt, so groß ist dann wiederum doch das Grundvertrauen, das hier den Menschen entgegengebracht wird.

Geld an sich ist ja durchaus paradox. Der von uns ihm zugeschriebene Wert ist rein virtuell und steht in der Regel in krassem Widerspruch zum tatsächlichen Materialwert. Genau dieser Widerspruch produziert ein total interessantes Spannungsfeld. Denn wie kann etwas materiell so Wertloses eine derart große Macht über uns haben bzw. zum Hebel der Mächtigen werden?
Das Kapital – bei Bresson sozusagen auch wortwörtlich – hält ein System der Ungerechtigkeit, in dem Armut bestraft wird, aufrecht. Die Reichen und damit die Mächtigen werden nicht von Staat und einem Großteil der Gesellschaft zur Rechenschaft gezogen. Bekämpft werden lediglich die Symptome dieses Unrechtssystems und dieser Zustand wird auch nicht hinterfragt.
Das alles ist fruchtbarer Boden für die erbarmungslos zersetzende Wirkung des Geldes und des Kapitals.
Ein Mann etwa landet unverschuldet im Gefängnis und kann so nicht bei seiner Frau mit ihrem frischgeborenen Kind sein, das schließlich an Diphtherie stirbt. Letztlich scheinen ihm nur drei Optionen zu bleiben: sich weiter unterdrücken lassen und bis an sein Lebensende im Knast dahinvegetieren, seinem Leben selbst ein Ende setzen oder mit Gewalt das System aufbrechen.
So finster und abgründig dieser Film unter anderem dadurch wirkt, so groß ist dann wiederum doch das Grundvertrauen, das hier den Menschen entgegengebracht wird. Denn letztlich glaubt der Film doch noch an ein revolutionäres Potenzial, an den langen Atem der Menschen und an ihre Widerstandsfähigkeit innerhalb eines Systems, das jeden einzelnen Tag versucht, sie zu zermalmen.
★★★★☆

