Gesehen: Amanda (2018) - Heilung und Manipulation
Mikhaël Hers lässt dem Schmerz Raum, verengt jedoch unnötig den Wahrnehmungskorridor

Der 13. November 2015 steckt diesem Film noch tief in den Knochen und das ist auch absolut verständlich. Mikhaël Hers beschäftigt sich durch die Augen seiner Figuren mit den schier unendlich großen Aufgaben in den Nachwehen eines kaum zu greifenden Bruchs: Sollte um einen Neuanfang gerungen werden oder steht das der Heilung im Weg, für die durch den Schmerz gegangen werden muss?
Hers lässt allen Wegen, auf denen sich Trauer und Heilung in Wellen Bahn brechen, gebührend Raum. Trotzdem muss ich sagen, dass mir das alles einen Hauch zu manipulativ inszeniert ist. Erst der Auftakt in einer fast schon rohmerschen Leichtigkeit, die schließlich durch den schlimmstmöglichen Schrecken gebrochen wird, begleitet von einem sehr klaren Wechsel im Color-Grading hin zu deutlich kühlerer Farbtemperatur, die schließlich im Verlauf des Films in langsam ansteigender Frequenz wieder mit wärmeren Tönen untersetzt wird.
Das ist ganz nett, aber letztlich auch sehr transparent und ein bisschen aufgesetzt – und auch manipulativ, denn so wird dem Publikum kaum genug Raum für eigene Gefühle gelassen, alles scheint klar vorgezeichnet und vielleicht sogar vorgeschrieben.
★★★½☆

