Gesehen: Talk to Her (2002) - Männlichkeit als Ouroboros
Wer Pina Bausch persönlich in seinem Film hat, hat schon gewonnen.

Sie wirken sensibel, empathisch und fürsorglich, doch Pedro Almodóvar legt Stück für Stück frei, wie diese beiden Typen im Dienste der hegemonialen Männlichkeit stehen.
Beiden geht es um das Vereinnahmen, um das Besitzen einer Frau, die wie ein Sammelgegenstand behandelt wird. Die beiden glauben, Anspruch auf eine Frau, ihren Körper und eine Beziehung mit ihr zu haben – und sind parallel gänzlich unfähig, eine Beziehung auf Augenhöhe zu führen.
Almodóvar inszeniert die Schlange, die sich in den eigenen Schwanz beißt. Der eine Mann tritt ab, der andere nimmt seinen Platz ein – sowohl im übertragenen Sinne als auch direkt räumlich betrachtet.
Die poetischen Motive sind immer mit der Frau verbunden, gehen von ihr aus oder rücken sie ins Zentrum – sei es die Torera, die in ihrem prunkvollen Gewand einen präzisen wie eleganten Tanz mit dem Stier und damit dem Tod vollführt; oder die Ballerina, die ihrem Körper mit chirurgischer Präzision statueske Qualitäten inmitten anmutiger Bewegung verleiht.
Die Männer können das nicht begreifen und in Anbetracht dessen nur vor unverstandener Rührung weinen. Doch damit setzen sie die Frauen herab, machen aus der Künstlerin ein Kunstwerk, das man vielleicht nicht verstehen, aber wenigstens besitzen und damit kontrollieren kann.
★★★½☆

