Gesehen: Sons (2024) - Mensch verwässert Würde
Vor dem Gesetzestext mögen in einem demokratischen Staat alle gleich sein. Aber sobald der Mensch ins Spiel kommt, wird es diffus.

Ein ziemlich verdichtetes Werk, das sehr vielen Aspekten gerecht werden will, sich damit ein bisschen übernimmt und trotzdem spannende Komplexität erreicht.
Letztlich dreht sich hier alles um Schuld, Sühne, Rache und Vergebung vor dem Hintergrund der Menschenwürde. Der Film versucht, unser Verhältnis dazu auf die Probe zu stellen. Denn dahingehend abstrakt argumentieren können vermutlich die meisten Menschen – oder bilden sich das wenigstens ein. Doch wie steht es um vermeintliche Grundüberzeugungen, wenn man selbst die Rolle wechselt – von Beobachter*in zu Akteur*in?
Der Film treibt ein (Macht-)Spiel mit dem Projizieren eigener Schuldgefühle und eigener Unzulänglichkeiten auf andere. Das sowieso schon bestehende Machtgefälle wird regelrecht potenziert, weil sich die Macht plötzlich als hilfreiches Werkzeug der Verdrängung und Verarbeitung anbietet – jedoch auf Kosten der Menschenwürde.
Vor dem Gesetzestext mögen in einem demokratischen Staat alle gleich sein. Aber sobald der Mensch ins Spiel kommt, wird es diffus.
★★★½☆

