Gesehen: You Can Live Forever (2022) - Schmerz first, Systemkritik second

Es wäre extrem leicht, dem Film eine gewisse Einfältigkeit vorzuwerfen. Denn er bleibt hinsichtlich der Strukturen dieser religiösen Sekte ziemlich blind oder gar desinteressiert. Ihm geht ein bisschen der systemische Blick ab. Das ist bei genauerer Betrachtung jedoch kein Makel, sondern absolut notwendig, um uns als Publikum auf Augenhöhe der Protagonistin zu holen.
Wer hat schon einen Blick für die großen Zusammenhänge, die ineinandergreifenden Systeme auf diesem Planeten, wenn man noch nicht mal ansatzweise weiß, wer man eigentlich selbst ist? Während die eigenen Gefühle eine noch nie dagewesene Intensität erreichen? Die Ungerechtigkeit spüren: ja. Die Ungerechtigkeit in einem komplexeren Kontext setzen: später. Aber der Schmerz bleibt immer echt.
★★★½☆


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