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Gesehen: Accattone (1961) - Über das Geben und Nehmen von Arbeit

Pier Paolo Pasolonis legt in seinem Debüt Phänomene und Strukturen frei, mit denen auch wir heute noch täglich kämpfen.
Gesehen: Accattone (1961) - Über das Geben und Nehmen von Arbeit
Foto: Plaion Pictures

Damals™ wie heute ist es schon ein paradoxes Phänomen, dass unter anderem ökonomisch marginalisierte Gruppen auffällig oft dazu neigen, nach unten zu treten anstatt nach oben zu schlagen, an den Verhältnissen zu rütteln, Strukturen infrage zu stellen und Politik zu bewegen. Wenn es mir schlecht geht, soll es anderen auch schlecht gehen. Dass es allen besser gehen soll und auch könnte, scheint zunehmend hinter dem Wahrnehmungshorizont zu verschwinden.

Pasolini beschäftigt sich hier implizit auch mit den Begriffen der Arbeitnehmer:in und Arbeitgeber:in, auf die durchaus auch eine „umgekehrte" Perspektive möglich ist. Denn ich als Arbeiter gebe dem Unternehmen meine Arbeitskraft. Das Unternehmen ist damit von mir abhängig und nicht ich von der Großzügigkeit anderer, für sie schuften zu dürfen. Ohne mich gibt es dein Unternehmen nicht.

Doch damit diese Perspektivverschiebung keine Schule macht, werden die Arbeiter:innen klein gehalten. Um in Pasolinis Geschichte zu bleiben: Wegen dir, Frau, die ich in tatsächliche Lebensgefahr und in die Illegalität gedrängt habe, drohen mir nun Konsequenzen. Du bist schuld an meinem Niedergang! Es geht um die Erhaltung ungerechter und ungleicher Machtverhältnisse – auch zwischen den Geschlechtern. Und an dieser Erhaltung arbeiten nicht nur die Unterdrücker, sondern auch die Unterdrückten selbst mit – Stichwort: internalisierte Misogynie.

★★★★☆

🇮🇹, R: Pier Paolo Pasolini, D: Franco Citti, Franca Pasut, Silvana Corsini, Paola Guidi, Adriana Asti, Luciano Conti, Luciano Gonini, Renato Capogna, Alfredo Leggi, Galeazzo Riccardi, Leonardo Muraglia, Giuseppe Ristagno, Roberto Giovannoni, Mario Cipriani, Roberto Scaringella, Silvio Citti, Trailer, Letterboxd, Wikipedia, Foto: Plaion Pictures

Accattone - Wer nie sein Brot mit Tränen aß - Stream: Online
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A ★★★★ review of Accattone (1961)
Damals™ wie heute ist es schon ein paradoxes Phänomen, dass unter anderem ökonomisch marginalisierte Gruppen auffällig oft dazu neigen, nach unten zu treten anstatt nach oben zu schlagen, an den Verhältnissen zu rütteln, Strukturen infrage zu stellen und Politik zu bewegen. Wenn es mir schlecht geht, soll es anderen auch schlecht gehen. Dass es allen besser gehen soll und auch könnte, scheint zunehmend hinter dem Wahrnehmungshorizont zu verschwinden. Pasolini beschäftigt sich hier implizit auch mit den Begriffen der Arbeitnehmer:in und Arbeitgeber:in, auf die durchaus auch eine „umgekehrte” Perspektive möglich ist. Denn ich als Arbeiter gebe dem Unternehmen meine Arbeitskraft. Das