Diese Zahl schockiert! am 04. August 2025

Diese Zahl schockiert! am 04. August 2025
Foto: Bobby Mc Leod / Unsplash

Substack ist eine furchtbare Plattform, die von Menschen mit furchtbaren Ansichten geführt wird, die jedoch immer noch von vielen tollen Menschen für die Verbreitung eigener Inhalte genutzt wird. Hier im Blog habe ich auch immer wieder Links zu kritischen Auseinandersetzungen mit dem Dienst geteilt. Aber ich habe eben auch weiterhin auf Texte verlinkt, die mit Substack publiziert wurden – zuletzt erst am Samstag.

Thematisch dazu schließt Ingrid Brodnig in ihrem von Steady gehosteten Newsletter an:

Als einzelne Person kann man nicht beeinflussen, welche Regeln Substack (oder andere große Plattformen) festlegen. Man kann aber beeinflussen, auf welchen Plattformen man selbst aktiv ist. Und gerade weil es Alternativen zu Substack gibt, erscheint es mir sinnvoll, stärker diese Alternativen sichtbar zu machen.

Für mich gehört auch dazu, wenn möglich nicht mehr auf Substack zu verlinken – so weh mir das in manchen fällen tut.

Wir müssen über Substack – und seinen Umgang mit Nazis – sprechen
Substack ist eine der wichtigsten Plattformen, mit der Menschen Newsletter betreiben und Geld über Abos bekommen. Doch Substack hat ein Nazi-Problem.

Die (Almost) Dialies sind mein kuratierter Blick auf das Internet – irgendwo zwischen (Pop-)Kultur, Medien, Politik und dem ganzen anderen Wahnsinn. Wenn du magst, auch in deinem Postfach!

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Ich bin ja wirklich großer Fan der Langen Nacht im Deutschlandfunk Kultur und habe hier schon viele Ausgaben lobend festgehalten. Aber jetzt muss ich auch mal negative Medienkritik üben, denn die jüngste Ausgabe zu Kurt Tucholsky gehört leider zu den faulsten Audiofeatures, die ich seit langer Zeit gehört habe. Denn viel mehr als eingesprochene Schriftstücke Tucholskys, verbunden mit einer Handvoll überleitender Sätze, gibt es hier nicht zu hören.

Einerseits funktioniert das, denn so wird Tucholskys Weg und sein Schaffen in seinen eigenen Worten nachgezeichnet. Warum ich damit trotzdem ein Problem habe: Tucholsky lesen kann ich auch selbst. Von einem Format wie der Langen Nacht erwarte ich Hintergründe und Einordnungen. Doch das gibt es hier praktisch nicht.

Kurt Tucholsky: scharfsichtiger literarischer Chronist
Kurt Tucholsky war eine der originellsten Figuren der deutschen Literatur. In der Weimarer Republik wollte er verändernd auf seine Zeit einwirken.

Lustig wärs ja...

Weimer: "Alle Mitarbeiter haben künftig in dienstlichem Schriftverkehr das Gendern vollständig zu unterlassen." Beamte: "Ah. Okay. Mitarbeiterinnen dürfen also weiter."

Maria Sattelschmied (@mariasattelschmied.bsky.social) 2025-08-03T14:31:13.834Z

Constanze Kurz fasst bei Netzpolitik.org die Pläne von Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) aus verschiedensten Perspektiven zusammen. Mir fällt zu diesem Clown langsam auch keine Beschreibung mehr ein, die nicht justiziabel wäre. Aber im Gegensatz zu Dobrindt würde ich ein Gerichtsurteil annehmen.

Palantir und biometrische Überwachung: Dobrindts „Sicherheitspaket“ missachtet Grundrechte
Dobrindts neues „Sicherheitspaket“ wird von allen Seiten kritisiert: Die geplante automatisierte Gesichtserkennung und die polizeiliche Datenanalyse fallen bei IT- und Menschenrechtsexperten durch. Das Innenministerium hat eingeräumt, Palantir-Software zu prüfen. Experten lassen auch daran kein gutes Haar, die Palantir-Nutzung sei die „schlechteste Wahl“.

Richard Brodys fantastisches Plädoyer für die geschriebene Kulturkritik hatte ich neulich hier im Blog untergebracht. Anlass seines Textes war die Entscheidung der New York Times vier Kritiker:innen von ihren bisherigen Beats abzuziehen. Max Tani hat nun bei Semafor aufgeschrieben, was die Belegschaft intern daraus gemacht hat.

In a letter sent Monday to the paper’s leadership and seen by Semafor, nearly 50 unionized culture staffers said they were “shocked and deeply concerned” by the reassignments and said that since the news broke, “confusion has only grown about these changes and the targeting of four valued colleagues who have been strong, authoritative voices on the desk.”

Ich bin GESCHOCKT, dass es noch Medien gibt, die a) überhaupt noch 50 Kultur-Redakteur:innen haben, die dann b) auch noch betriebsrätlich organisiert sind. Also geschockt im positiv überraschten Sinne.

Wie auch immer: Die NYT-Verantwortlichen haben offenbar nichts aus dem für die gesamte Branche desaströsen pivot to video gelernt und lassen nun von Tiktok und Co. vor sich her treiben.

Times staff who spoke with Semafor said that overall, the paper’s leadership did not explain in detail how it saw criticism changing, and did not offer many clues as to the types of new story forms the masthead was seeking.
New New York Times culture section edges toward video
The paper moved four of its critics around the newsroom as it rethinks its critical voice.

Ich habe jetzt die Critics at Large vom New Yorker abonniert und bin absolut verzückt vom Cover 🤩

Critics at Large
A weekly culture roundtable from The New Yorker’s critics.

Ghost, das CMS, mit dem ich dieses Blog betreibe, ist heute in der neuen Version 6.0 erschienen und das ist mir eine Erwähnung wert. Denn die technischen Möglichkeiten, die das System nun ohne elendiges Gefrickel für das Publizieren von Inhalten bereitstellt, sind beeindruckend.

Bild: Ghost.org
Ghost 6.0
Networked publishing, native analytics, and $100M earned by indie publishers

Seit den vorherigen Dailies habe ich eine Meinung zu diesen Filmen gehabt:

Gesehen: The Dead Zone (1983) - Ein trojanisches Pferd voller Unfreiheit
Vor lauter Schmetterlingseffekten und Hitlerbabys das Leben nicht mehr sehen
A review of Decalogue VIII (1989)
Du sollst nicht falsches Zeugnis geben wider deinen Nächsten. Ein verzwacktes Was-wäre-wenn-Spiel in Kombination mit Rückschaufehlern und gewissermaßen auch einem Präventionsparadox. Kieślowski zelebriert den Zustand des Unauflösbaren, aber auch das Anerkennen des Menschseins des jeweiligen Gegenübers. Denn darin liegt die zukunftsgerichtete Hoffnung. Und ich habe den Eindruck, dass sich das auch im Color-Grading dieser Episode spiegelt. Zum ersten Mal im Dekalog hatte ich das Gefühl, mich nicht in einer grauen und folglich ausweglos elenden Welt wiederzufinden. Hier sind die Farben viel gesättigter, intensiver, klarer und breit gefächerter als bisher.

AAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHH

Endless Screaming (@infinitescream.bsky.social) 2025-08-04T16:20:39.76429300Z
André Pitz

André Pitz

journalist by trade, cinephile at heart
Leipzig, Germany