Gesehen: 28 Years Later (2025) - Willkommen im Endzeitkapitalismus

Gesehen: 28 Years Later (2025) - Willkommen im Endzeitkapitalismus
Foto: Sony Pictures Entertainment Deutschland

So recht wusste ich vorher nicht, was ich eigentlich von diesem Film erwarten soll oder kann. Trotzdem oder gerade deshalb habe ich dann schließlich doch sehr viel gefunden, das mir wirklich gefallen hat.

Schon immer fasziniert hat mich Danny Boyles Streben nach einer Weiterentwicklung in der Bildsprache. Hier ist es die Einbeziehung der uns einerseits so vertrauten, andererseits in diesem Medium (Kinofilm) doch selten derart unverschleiert bedienten GoPro-Drohnen-Ästhetik. Das gepaart mit wilden und abrupten Schnitten, die uns ausgewählte Szenen (oftmals Killshots) innerhalb eines winzigen Augenblicks aus unterschiedlichen Winkeln präsentieren, schafft eine total ungewohnte Art der Dreidimensionalität.

Welche aktuellen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen aufgegriffen werden, erklärt dann auch, warum der Schritt der 28 Monate später ausgespart wurde. Denn all das ist super nah an dem dran, was direkt vor unseren Haustüren passiert.

Es ist der Vater, der seinen viel zu jungen Sohn mit von der sicheren Insel aus aufs Festland nimmt, damit der schon jetzt seinen ersten Zombiekill verzeichnen kann. Das ist wie das rechte Gelaber davon, dass wir mal wieder einen Krieg brauchen, um danach stärker aus den Trümmern wieder auferstehen zu können. Es ist absurd und endet selbstverständlich in einer Katastrophe mit traumatischen Folgen.

Es ist der schwedische Soldat auf dem Festland, der Mutter und Sohn erst vor den Infizierten rettet und sich dann aufregt, dass die beiden ihm im Gegenzug keine Hilfe anbieten können. Das ist die Reduktion zivilisatorischen Miteinanders auf den Austausch von Gütern. Nur der Deal ist, was noch zählt. Da scheint der verächtliche Blick auf in unserer Welt aufziehenden Militarismus und Isolationismus durch.

Es ist der Pfarrer, der die Infizierten regelrecht mit offenen Armen begrüßt, weil er sie als Boten des jüngsten Gerichts und damit die Erlösung der Menschheit begreift. Wie die an Einfluss gewinnenden rechtsradikalen Evangelikalen, die (vor allem in den USA) an politischem Einfluss gewinnen und erheblichen Anteil an der Polarisierung, Spaltung und Hass in der Gesellschaft haben.

Komplett irritiert hat mich dann die an die Droogs aus A CLOCKWORK ORANGE erinnernde Bande auf den letzten Filmmetern. Aber dann hat auch das irgendwie Sinn ergeben. Diese Bande ist letztlich Ausdruck einer endzeitkapitalistischen Ästhetik durch eine regelrecht nihilistische Freude am Töten, materialistische Fetische und das Spiel mit religiöser Symbolik bei gleichzeitiger Ablehnung aller damit verbundener Werte.

Es gibt tonal super viele Momente, die an CIVIL WAR vom hier als Drehbuchautor agierenden Alex Garland erinnern – unwuchtig, satirisch überhöht und komplett Banane, aber dadurch eben wiederum Anschlussfähig an die ins Radikale geschwappte Clownerie in unserer Welt.

★★★★☆

🇬🇧/🇺🇸, R: Danny Boyle, D: Jodie Comer, Aaron Taylor-Johnson, Alfie Williams, Ralph Fiennes, Edvin Ryding, Jack O’Connell, Trailer, Letterboxd, Wikipedia, Foto: Sony Pictures Entertainment Deutschland

28 Years later - Stream: Jetzt Film online anschauen
Wo und wie heute “28 Years later” im Stream online auf Netflix, Prime Video, Disney+ uvm. schauen - inklusive 4K & Kostenlos Option!
A ★★★★ review of 28 Years Later (2025)
So recht wusste ich vorher nicht, was ich eigentlich von diesem Film erwarten soll oder kann. Trotzdem oder gerade deshalb habe ich dann schließlich doch sehr viel gefunden, das mir wirklich gefallen hat. Schon immer fasziniert hat mich Danny Boyles Streben nach einer Weiterentwicklung in der Bildsprache. Hier ist es die Einbeziehung der uns einerseits so vertrauten, andererseits in diesem Medium (Kinofilm) doch selten derart unverschleiert bedienten GoPro-Drohnen-Ästhetik. Das gepaart mit wilden und abrupten Schnitten, die uns ausgewählte Szenen (oftmals Killshots) innerhalb eines winzigen Augenblicks aus unterschiedlichen Winkeln präsentieren, schafft eine total ungewohnte Art der Dreidimensionalität. Welche aktuellen gesellschaftlichen und
André Pitz

André Pitz

journalist by trade, cinephile at heart
Leipzig, Germany