Gesehen: Good News (2024) - Realitätsschock

Gesehen: Good News (2024) - Realitätsschock
Foto: UCM.ONE, Falco Seliger

Die betrügerische Relotius-Ebene hat mich hier kaum interessiert. Dahingehend halte ich SHATTERED GLASS immer noch für das Nonplusultra. Spannender war für mich, wie der Film den Journalismus als äußerst fruchtbaren Nährboden für selbstzerstörerisches Verhalten zeichnet.

Aus eigener Erfahrung und Beobachtung würde ich es so beschreiben: Bei Journalist:innen gibt es eine extrem starke Überschneidung von beruflichen und persönlichen Idealen, einen wahnsinnig hohen Identifikationsgrad mit dem eigenen beruflichen Schaffen. Wenn dann so richtig die Realität mit ihren ökonomischen Zwängen, prekären Arbeitsbedingungen und sehr ungleicher Machtverteilung reinknallt, ist das eine immense psychische Herausforderung. Denn nur wenige Ideale können in diesem Umfeld überleben.

Die im Film beschriebene Eskalation lebt natürlich von punktueller Überzeichnung, aber sie fühlt sich gleichzeitig so folgerichtig und so wahrhaftig an.

Der Protagonist sagt in einem Moment, er habe gedacht, dass es viel einfacher wäre. Er bezieht sich auf das Auftun von Quellen für seinen Artikel, aber eigentlich geht es um so viel mehr – nämlich um das Übereinbringen von Idealen und Realität, um verletzte und enttäuschte Mitmenschen, um das Leben an sich.

★★★½☆

🇩🇪, R: Hannes Schilling, D: Ilja Nikolai Stahl, Sabree Matming, Dennis Scheuermann, Trailer, Letterboxd, Wikipedia, Foto: UCM.ONE, Falco Seliger

Der Film steht noch kostenlos bis zum 13. Oktober 2025 in der ARD-Mediathek:

Good News - hier anschauen
Leo hat sein Leben in Deutschland hinter sich gelassen, um im Süden Thailands über eine geheime Rebellengruppe zu berichten und hofft so auf seinen internationalen Durchbruch als Journalist. Zwischen seinen Recherchen verbringt Leo Zeit mit seinem Freund Mawar, der von einer besseren Zukunft in Deutschland träumt. Leo bietet ihm Hilfe an, doch die Zeit mit Mawar und seiner Familie erinnert ihn schmerzlich an sein eigenes Leben in Berlin. Inmitten der langwierigen Recherchen wächst Leos Sorge, den Kontakt zu seiner Tochter zu verlieren. Um früher abreisen zu können, begeht Leo einen folgenschweren Fehler. Er verfasst den Artikel, ohne jemals in echtem Kontakt mit den Rebellen gewesen zu sein. Als plötzlich der Fotograf Julian auftaucht, um Fotos von den Rebellen zu machen, katapultiert sich Leo in eine moralische Abwärtsspirale. Regisseur und Autor Hannes Schilling wirft in seinem Langfilmdebüt ‘Good News’ einen eindringlichen Blick auf die Herausforderungen journalistischer Arbeit, den Konflikt zwischen ethischen Prinzipien und beruflichem Erfolg. Im Mittelpunkt steht Leo, ein Journalist, der verzweifelt versucht, eine brisante Reportage zu schaffen und dabei seine persönlichen Werte und Beziehungen immer mehr verliert. Die Geschichte beleuchtet die vagen Grenzen zwischen Ethik und Ehrgeiz, Freundschaft und Verrat und stellt die Frage, wie weit ein Mensch bereit ist zu gehen, um seine persönlichen und beruflichen Ziele zu erreichen. Mitwirkende Musik: Lena Radivoj Kamera: Falco Seliger Buch: Hannes Schilling, Ghiath Al Mhitawi Regie: Hannes Schilling Darsteller Leo: Ilja Stahl Marwar: Sabree Matming Julian: Dennis Scheuermann Marwars Frau: Kareemah Saleah Marwars Tochter: Farhana Matming Leos Tochter: Maila Juno Stahl und andere
A ★★★½ review of Good News (2024)
Die betrügerische Relotius-Ebene hat mich hier kaum interessiert. Dahingehend halte ich SHATTERED GLASS immer noch für das Nonplusultra. Spannender war für mich, wie der Film den Journalismus als äußerst fruchtbaren Nährboden für selbstzerstörerisches Verhalten zeichnet. Aus eigener Erfahrung und Beobachtung würde ich es so beschreiben: Bei Journalist:innen gibt es eine extrem starke Überschneidung von beruflichen und persönlichen Idealen, einen wahnsinnig hohen Identifikationsgrad mit dem eigenen beruflichen Schaffen. Wenn dann so richtig die Realität mit ihren ökonomischen Zwängen, prekären Arbeitsbedingungen und sehr ungleicher Machtverteilung reinknallt, ist das eine immense psychische Herausforderung. Denn nur wenige Ideale können in diesem Umfeld überleben. Die
André Pitz

André Pitz

journalist by trade, cinephile at heart
Leipzig, Germany