Gesehen: Good News (2024) - Realitätsschock

Die betrügerische Relotius-Ebene hat mich hier kaum interessiert. Dahingehend halte ich SHATTERED GLASS immer noch für das Nonplusultra. Spannender war für mich, wie der Film den Journalismus als äußerst fruchtbaren Nährboden für selbstzerstörerisches Verhalten zeichnet.
Aus eigener Erfahrung und Beobachtung würde ich es so beschreiben: Bei Journalist:innen gibt es eine extrem starke Überschneidung von beruflichen und persönlichen Idealen, einen wahnsinnig hohen Identifikationsgrad mit dem eigenen beruflichen Schaffen. Wenn dann so richtig die Realität mit ihren ökonomischen Zwängen, prekären Arbeitsbedingungen und sehr ungleicher Machtverteilung reinknallt, ist das eine immense psychische Herausforderung. Denn nur wenige Ideale können in diesem Umfeld überleben.
Die im Film beschriebene Eskalation lebt natürlich von punktueller Überzeichnung, aber sie fühlt sich gleichzeitig so folgerichtig und so wahrhaftig an.
Der Protagonist sagt in einem Moment, er habe gedacht, dass es viel einfacher wäre. Er bezieht sich auf das Auftun von Quellen für seinen Artikel, aber eigentlich geht es um so viel mehr – nämlich um das Übereinbringen von Idealen und Realität, um verletzte und enttäuschte Mitmenschen, um das Leben an sich.
★★★½☆
Der Film steht noch kostenlos bis zum 13. Oktober 2025 in der ARD-Mediathek:

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