Es war total faszinierend, für knapp 80 Minuten kurz in das Leben dieser Menschen einzutauchen. Denn es wird relativ schnell klar, dass die Obsession Film hier weitestgehend nur ein Mittel zum Zweck zu sein scheint – ein Mittel, sich zu betäuben, vor der eigenen Realität zu flüchten und/oder das Grundrauschen nie enden zu lassen, um die vielleicht unbequemen Fragen, die im Unterbewusstsein lauern, zu übertönen.
Es lässt sich nur darüber spekulieren, woher diese Fragen rühren. Naheliegend wären traumatische Erlebnisse, soziale Isolation durch stigmatisierte Neurodivergenz oder psychische Erkrankungen. Doch an diesen Stellen bohrt der Film nicht weiter – und das muss er auch nicht, denn das wäre eine unnötige Grenzüberschreitung, die dieses so urteilsfreie und empathische Dokument ins Ausbeuterische drängen würde.
Was diesen Film so faszinierend macht, ist genau diese warme menschliche Seite und nicht, diesen Übernerd-Kolleg:innen zu lauschen. Denn so, wie sie sich vor der Kamera präsentieren und von ihr präsentiert werden, fällt vor allem auf: Diese Menschen scheinen keine Filmfans im offensichtlichen Sinne zu sein. Alle artikulieren weitestgehend nicht, warum sie diesen oder jenen Film nun gut oder schlecht fanden. Sie sind besessen von Ästhetik und noch viel mehr von den Abläufen und Umständen eines Kinobesuchs. Hauptsache gesehen, das Kinoticket für die Sammlung behalten, das Programmheft mitgenommen, andere Menschen zurechtgewiesen, die die strenge Etikette nicht eingehalten haben.
Hier werden so viele Widersprüche zutage gefördert. Das ist der zutiefst menschliche Kern des ganzen Films: Geschichten voller Widersprüche.

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