Der letzte Film der Neustadt-Trilogie hebt sich deutlich von seinen beiden Vorgängern ab. Denn die waren noch geprägt von ehrlicher Empathie, Interesse und Verstehensdrang mit Thomas Heise und seiner Kamera als Verbündeten im Sinne des Menschseins. Hier fühlt sich die Kamera nun nicht mehr wie Gast, sondern fast wie ein geduldeter und zu ertragender Fremdkörper, manchmal sogar wie ein Eindringling an.

Die Dokumentation des Stillstandes war auch zentral für die beiden Vorgänger. Doch jetzt, 15 Jahre nach dem ersten Film STAU – JETZT GEHT'S LOS (1992), scheint sich selbst der letzte Funke Hoffnung aus Halle-Neustadt verabschiedet zu haben. Die Menschen schämen sich – nicht explizit vor der Kamera, aber ihr Gestus verrät sie.

Thomas Heise ist hier zudem noch öfter nicht mehr nur distanzierter Beobachter und Gesprächspartner unter vier oder sechs Augen, sondern Begleiter und mitten im Geschehen. Auch das trägt zu diesem Gefühl der Entfremdung, das dieser Film im Vergleich zu den beiden Vorgängern produziert, bei. Denn nun müssen wir als Publikum die Grenze zwischen Wahrheit und Performance neu abstecken.

KINDER. WIE DIE ZEIT VERGEHT. ist kein Abschied aus Halle-Neustadt. Es ist ein ratloser, vielleicht sogar resignierender Abzug. Ein Abgang ohne hoffnungsvolle Wünsche für die Zukunft, weil Halle-Neustadt als Brennglas einer gesellschaftlichen Entwicklung, der nichts ernsthaft entgegengesetzt wird, jeglichen Ausdruck der Hoffnung als unehrlich abtun würde.

Verurteilend ist Thomas Heises Blick jedoch nie – ganz im Gegenteil. Aber er ist voller Trauer darüber, über 15 Jahre hinweg immer wieder Zeuge dieses Stillstands gewesen und zur Tatenlosigkeit verdammt gewesen zu sein.

🇩🇪, R: Thomas Heise, Letterboxd, Foto: ÖFilm, Bundeszentrale für politische Bildung, Deckert Distribution

Der Dokumentarfilm steht noch bis zum 17. Dezember 2017 in der Mediathek der Bundeszentrale für politische Bildung:

Kinder. Wie die Zeit vergeht.
Für seinen dritten Film der Neustadt-Trilogie kehrt Heise nach Halle-Neustadt zurück. Ins Zentrum rückt hier die dritte Generation der Familie, die der Regisseur seit 1992 begleitet.
Kinder. Wie die Zeit vergeht. - Stream: Online anschauen
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A review of Children. As Time Flies. (2007)
Der letzte Film der Neustadt-Trilogie hebt sich deutlich von seinen beiden Vorgängern ab. Denn die waren noch geprägt von ehrlicher Empathie, Interesse und Verstehensdrang mit Thomas Heise und seiner Kamera als Verbündeten im Sinne des Menschseins. Hier fühlt sich die Kamera nun nicht mehr wie Gast, sondern fast wie ein geduldeter und zu ertragender Fremdkörper, manchmal sogar wie ein Eindringling an. Die Dokumentation des Stillstandes war auch zentral für die beiden Vorgänger. Doch jetzt, 15 Jahre nach dem ersten Film STAU – JETZT GEHT’S LOS (1992), scheint sich selbst der letzte Funke Hoffnung aus Halle-Neustadt verabschiedet zu haben. Die Menschen