Gesehen: There Was a Father (1942) - Mammutaufgabe Mutterschaft
Es sind die Leerstellen, die so viel erzählen

Es ist die Abwesenheit von Frauen und ganz konkret einer Mutter, mit der Ozu hier Leerstellen erzeugt, aus denen sich wiederum klar gesellschaftskritische Fragen stellen lassen. Denn diese Leerstellen transportieren das vage Gefühl von der Mammutaufgabe Mutterschaft sowohl allgemein als auch speziell im Japan der 1940er. Wenn dort plötzlich ein Witwer mit kleinem Kind ist, der es verpasst, diese patriarchalen Verhältnisse zu reflektieren, dann ist er zum Scheitern verurteilt.
Scheitern bedeutet, diesen individuellen und gesamtgesellschaftlichen Kurs zu verstetigen. Wer so viel Wert auf das Wahren einer Fassade und auf deren Untermauerung durch ein falsches Verständnis von Lebensleistung legt, an dem zieht das Leben samt Liebe vorbei und liegt irgendwann gänzlich außer Reichweite. Die Vergänglichkeit des Lebens drängt immer wieder in den Film – etwa so schwer wie fast schon beiläufig in Form der Frage des Vaters nach der möglichen Einberufung des Sohnes zum Militär. Kontext: Der Film wurde während des Pazifikkriegs entwickelt und gedreht.
Dennoch bleibt Ozu hier grundoptimistische, indem er den zum Schluss bitterlich weinenden Sohn des Witwers zeigt – etwas, das ihm der Vater und dessen Umfeld nie zugestanden hat bzw. hätte. Aber der Sohn tut es trotzdem und tut es ehrlich – ein Zeugnis dessen, dass eben doch noch ein Losreißen von diesen eiskalten gesellschaftlichen Strukturen möglich ist.
★★★★☆

