Gesehen: Führer und Verführer (2024) - Bilder als (Rüstungs-)Material

Diesen einen interessanten Aspekt will ich dem Film nicht absprechen: Joachim Lang inszeniert die Propaganda als Teil der Kriegswirtschaft. Robert Stadlober spricht in der Rolle des Joseph Goebbels an manchen Stellen wortwörtlich davon, dass ihm die Bilder ausgehen – als wären sie (Rüstungs-)Material.
Aber davon abgesehen ist FÜHRER UND VERFÜHRER eine Hülle, die vergeblich mit schwülstig ausgestalteten Figuren aufgefüllt werden soll. Gepaart mit den immer wieder eingestreuten historischen Aufnahmen entsteht so schnell der Eindruck ähnlich eines Dokudramas mit billigen Reenactments wie nachts auf N24.
Endgültig selbst untergräbt sich der Film jedoch durch die Entscheidung, die Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer, Elly Gotz, Ernst Grube, Charlotte Knobloch, Eva Szepesi, Eva Umlauf und Leon Weintraub als Talking Heads auftauchen zu lassen – nicht, weil deren Stimmen nicht gehört werden sollten, sondern weil der Film damit dem zuwiderhandelt, was er zu Beginn via Texteinblendung so großspurig angekündigt hat.
Der Film wolle den Täter:innen ganz nah kommen, weil man ihnen nur dann die Maske vom Gesicht reißen könne. Nicht nur ich teile diese Auffassung nicht, sondern offenbar Joachim Lang selbst auch nicht. Er behauptet, die Täterperspektive abzubilden und braucht dann doch die Stimmen der Überlebenden, um die Nazis zu demaskieren. Und das ist nun wirklich keine noch nie dagewesene Erkenntnis.
★☆☆☆☆


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