Gesehen: Grand Tour (2024) - Unendlicher Walzer

Für mich ein ganz zauberhafter und stellenweise magischer Film, der verführerisch Groteske und Epik zusammenbringt und dabei eine Aneinanderreihung komischer Momente – mal lustig, mal weird, mal total entrückt – schafft.
GRAND TOUR wird damit zur Hommage an das große Geschichtenerzählen mit Versatzstücken und Bildern, die ihren Ursprung klar bei Namen wie François Truffaut, Jean-Luc Godard, Fritz Lang, Robert Bresson und Werner Herzog haben.
Doch die zahlreichen strukturellen und bildlichen Referenzen sind bei Miguel Gomes niemals reiner Selbstzweck. Sie sind der fruchtbare Boden, auf dem etwas Eigenes, davon losgelöstes gedeiht.
Gomes erzählt die Geschichte zweier Menschen, die die Welt ausschließlich in Kreisbewegungen beschreiten. Manchmal überschneiden sich ihre Pfade, doch sie selbst treffen niemals aufeinander. Sie sind dazu verdammt, bis in die Unendlichkeit hinein immer und immer wieder diese Bewegung ohne Zielpunkt zu vollziehen. ∞
Selbst die Zeit an sich wird mit in den Strudel dieser Figuren hineingezogen. 1917 tanzt mit unseren 2020er Jahren zu Johann Strauss' An der schönen blauen Donau Walzer – nämlich im Kreis, wie ein Walzer das eben so an sich hat.
Einerseits hat das ewige Verlangen und Abstoßen etwas sehr Schwelgerisches und Romantisches an sich. Andererseits ist genau dieser Umstand genauso tieftraurig, weil wir wissen, dass diese beiden Menschen niemals aufeinandertreffen werden und auf ewig dazu verdammt sind, den Walzer ohneeinander zu tanzen.
★★★★☆


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