Gesehen: Persepolis (2007) - Aufgehen in Strukturen

Alleine bildästhetisch ist PERSEPOLIS eine im wahrsten Wortsinne fantastische Erfahrung. Durch die klaren Formen und den so starken Kontrast von Schwarz und Weiß ergeben sich großartige Spielmöglichkeiten. Formen und letztlich Menschen gehen ineinander auf, verschwinden im Nichts, werden verschluckt oder Teil von Strukturen. Alleine das erzählt so viel, ohne dabei ein einziges Wort zu verlieren.
Diese melancholische Schwere in Kombination mit einem zuweilen auch mal albernen Galgenhumor hat mich total in ihren Bann gezogen. Es ist eine bittersüße Geschichte über das Mädchen Marjane, das überlebt, während das Potenzial ihrer Heimat in Iran stirbt.
Es ist das Porträt einer Summe an unzähligen Vereinzelungserfahrungen. Marjane wird als Frau fremd in ihrem eigenen Land und einer sich zunehmend radikalisierenden Gesellschaft, in der alles Weibliche aus der öffentlichen Wahrnehmung verdrängt wird. Marjane ist fremd in Wien, darf lediglich die Schablonen des Exotischen, des Wilden und des Unzivilisierten ausfüllen.
Das findet abermals Widerhall auf der Ebene der Bilder. Alles fügt sich zu einer tieftraurigen wie wunderschönen und hypnotischen Symphonie zusammen.
★★★★½


Member discussion