Gesehen: Die Mörder sind unter uns (1946) - Die tickende Zeitbombe

In einem so nah zum Kriegsende erschienenen Film bereits so viel Graustufe zu sehen, ist für mich beachtlich. Das hat mal positive und mal negative Auswirkungen, ergeht sich jedoch nie platten Relativierungsversuchen.
Der von Wilhelm Borchert gespielte Wehrmachtschirurg wird sich seiner Schuld und der der Männer um ihn herum immer bewusster. Er hadert mit Selbstjustiz und der damit einhergehenden Entscheidung für oder gegen die Barbarei sowie deren Fortbestand.
Nur auf die Idee, sich selbst zur Rechenschaft zu ziehen, kommt er nicht. Genau das macht ihn zum Sinnbild für eine tickende Zeitbombe mitten in der Gesellschaft des deutschen Täter:innenvolks.
Seine neue Liebe, ausgerechnet eine KZ-Überlebende, hört das Ticken immer und immer wieder. Doch er schweigt. Die Deutschen schweigen. Deutschland schweigt, ignoriert und verharmlost.
Wer sich Schuldeingeständnissen und Aufarbeitung verweigert, sorgt dafür, dass der Zündmechanismus funktionstüchtig bleibt. Er tickt bis heute weiter und er wird immer lauter.
★★★½☆
Der Film steht noch bis zum 05. Juli 2025 in der Arte-Mediathek:


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