Filme. (Netz-)Kultur. Medien. Undso. 🖖 Von André Pitz.

Doku-Doppel: Töchter zweier Welten (1991) & Ekmek Parasi – Geld fürs Brot (1994)

André Pitz

Töchter zweier Welten (1991)

Ein so schlichtes und dennoch kraftvolles Porträt zweier Frauen, die jeweils für sich und einander eigentlich nur das Beste im Leben wollen. Doch die Vorstellungen davon scheinen nicht miteinander vereinbar. Doch was sie eint, ist, dass beide vom Patriarchat unterdrückt werden.

Für Serap Berrakkarasu wäre es wahrscheinlich sehr leicht gewesen, eine scharfe Abrechnung mit sowohl der türkischen Gesellschaft als auch den in Deutschland lebenden Türk:innen, die aktiv an der Zementierung des Patriarchats arbeiten, zu inszenieren. Doch das ist offensichtlich nicht ihr Ansinnen. Sie versucht, das strukturelle Problem lediglich durch die Linse ihrer Wurzeln in der Türkei zu betrachten.

Sie versteht es, zu transportieren, dass manche Täter:innen auch gleichzeitig Opfer sind. Ihre Bilder zeigen unmissverständlich den Missstand des Systems: Im Privaten dürfen sich Frauen zeigen, außerhalb ihrer vier Wände gehen sie in der Menge von Männern, die das Bild dominieren und die Lebensgeschichte der Frauen selbst schreiben wollen.

🇩🇪, R: Serap Berrakkarasu, Letterboxd, Foto: Arsenal - Institut für Film und Videokunst
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Ekmek Parasi – Geld fürs Brot (1994)

Weil ich ständig nur gearbeitet habe, weiß ich nicht, was »Leben« bedeutet.

Was als Geschichte über sogenannte Gastarbeiterinnen aus der Türkei und ihr Leben in Deutschland beginnt, wird schnell überführt in eine Betrachtung von Menschen als kleine Zahnräder im Getriebe des Kapitalismus.

Hier wird kaum noch gearbeitet und damit Geld verdient, um sich eine Zukunft zu sichern. Hier geht es, zugespitzt formuliert, nur noch um den nächsten Tag. Work. Sleep. Repeat. Im Dunkeln zur Arbeit fahren, im Dunkeln nach Hause gekommen, am Wochenende zu erschöpft sein, um mehr als den Weg vom Bett zum Sofa zu sehen. Soziale Kontakte beschränken sich auf den engsten Familienkreis, sofern der überhaupt in Deutschland lebt.

Die Männer dürfen vom Sofa aus Anweisungen geben, während die Frau nach einer Woche in der Fabrik noch die ganze Bude putzt, kocht und Gäst:innen bewirtet. Sie werden ausgegrenzt, weil manche von ihnen aus der Türkei gekommen sind. Sie werden ausgegrenzt, weil sie die sogenannten niederen Arbeiten erledigen, für die sich sonst niemand finden lässt. Sie werden ausgegrenzt, weil weder Zeit noch Kraft bleibt, um trotzdem irgendwie Anschluss zu finden.

Serap Berrakkarasu gibt diesen Frauen Raum, sich der unbequemen Frage zu stellen, ob für sie ein Ausbruch aus diesem Hamsterrad überhaupt noch möglich ist. Die einen würden vor Erleichterung abheben, die anderen in den sich unter ihren Füßen auftuenden Abgrund gerissen.

🇩🇪, R: Serap Berrakkarasu, Letterboxd, Foto: Arsenal - Institut für Film und Videokunst
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