Das Theater als einer der letzten Orte, an dem wirklich noch Gesellschaft verhandelt werden kann. Ein Ort, der hier ganz konkret völlig heruntergekommen ist, als Spiegel des Raums, in dem Gesellschaft stattfindet. Fundament und Fassade scheinen noch stabil zu sein, der ganze Rest ist jedoch entweder verrottet oder der Entkernung zum Opfer gefallen.
Doch es bleibt der einzige Ort, an dem Menschen unterschiedlichster Herkunft, verschiedenster Hintergründe, mit vielleicht sogar gegensätzlichen Werten zusammenkommen können. Und es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als in und mit den Trümmern zu arbeiten, etwas daraus aufzubauen.
Manche spielen dabei eine Rolle und geben vor, etwas zu sein, das sie nicht sind. Andere arbeiten bewusst mit ihrem tatsächlichen Kern, zeigen sich verletzlich. Und dann wird darum gerungen, ob und wie es zusammen weitergehen kann, ob dieser Raum, dieses Haus, diese Welt noch zu retten ist.
Titel und Location machen kein großes Geheimnis darum, dass es hier vordergründig um die USA gehen mag. Dass im letzten Akt schließlich eine Figur mit seiner Pistole um sich schießend verzweifelt durchs Haus rennt, passt also auch wie die Faust aufs Auge. Doch besonders aus heutiger Sicht wird klar, dass diese Verarbeitung von Tschechows Theater universellere, zeitlosere Qualitäten hat.
Wenn ich meinen ersten Gedanken zu VANYA ON 42ND STREET bis zum Schluss denke, stimmt mich das irgendwie traurig. Es ist Louis Malles letzter Film und es scheint stellenweise, als ob er sich hier selbst fragt, ob Film wirklich das richtige Medium für sein künstlerisches schaffen war.
★★★★☆
Der Film steht noch bis zum 14. März 2025 in der Arte-Mediathek:
