Der Film ist super wirr und es ist extrem anstrengend zu ordnen, wonach hier alles ausgeholt, geschlagen und gegriffen wird – was aber nicht unbedingt schlecht ist. Denn viele Themen sind recht klug verwoben. Klug heißt hier nicht unbedingt subtil, aber man muss sich eben auch immer wieder bewusst werden, dass Musicals und arthousige Nuancierung nicht unbedingt Hand in Hand gehen und das auch gar nicht das Ansinnen ist. Deshalb gibt es den Rassismusdiskurs eben durchgehend dick aufgetragen.
Was sonst noch auf dem Brot landet, wie meine Gedanken zu THE WIZARD OF OZ, als Liste:
- Hier wird auch miterzählt, wie problematisch es ist, nach der Maxime „Also ich sehe ja keine Hautfarbe" zu leben, weil das genau gar nichts an den Verhältnissen ändert.
- Wie im WIZARD läuft hier ein zumindest bisexueller Subplot ab. Denn was Elphaba und Galinda in der ersten Nacht im gemeinsamen Penne-Zimmer an körperlichen Reaktionen durchlaufen, hat nicht unbedingt viel mit der von ihnen diagnostizierten, füreinander empfundenen Ablehnung zu tun. Darauf angespielt wird immer und immer wieder.
- Ich bin eigentlich kein Fan davon, wenn ein Sequel versucht, bekannte Figuren umzuschreiben. In der Regel trägt das nichts zur Tiefe der Figuren bei, sondern wirft alles für einen billigen Effekt sinnlos über den Haufen. Hier geht die Nummer aber auf, denn letztlich verleiht sie insbesondere dem Zauberer mehr sinnvollen Kontext. Es wird klarer: Eigentlich ist er wie europäischer ein Kolonialherr, der Oz annektiert und die Indigenen unter anderem mit Feuerwasser gefügig bzw. von ihm abhängig macht.
- Der Zauberer ist ein lupenreiner Faschist, der an seiner Idealvorstellung eines Reichs schraubt und mit Mengele-Experimenten an Affen sowie der Ausgrenzung der Tiere seine Herrschaft über alles Lebende zu behaupten versucht.
- Der Film verschiebt vor dieser Kulisse die Perspektive auf viele bekannte Figuren des Universums und nutzt das, um davon zu erzählen, wie Gesellschaften in den Faschismus kippen und darin auch gar kein Problem sehen.
- Das Entschwinden des Zauberers zurück in seine Welt im letzten Akt von THE WIZARD OF OZ ist nun als Warnung zu verstehen: Der Faschismus kehrt zurück in unsere Welt und wir sind nicht dafür gewappnet.
- Der Kulissenaufwand ist auch hier absurd, trifft jedoch leider auf eine nur selten in dessen Dienste arbeitende Cinematography, die trotzdem die Hälfte wie Greenscreen aussehen lässt.
★★★☆☆
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