All das, was hier inhaltlich an der Oberfläche treibt, kann eigentlich niemandem vom Hocker reißen. Unterm Strich ist diese Doku ein ziemlich großer Circle-Jerk, was für ein außergewöhnlicher Künstler Dario Argento eigentlich ist, wie er diesen und jenen beeinflusst hat. Das ist lauwarmer Kaffee.
Viel interessanter fand ich zu sehen, wer hier wie (über Dario Argento) spricht.
Argento selbst erzählt stolz von Sergio Leone, für den er am Drehbuch zu ONCE UPON A TIME IN THE WEST unter anderem an den Frauenfiguren schreiben sollte. Leone habe jemanden gebraucht, der sich besser in Frauen einfühlen könne. Auch heute scheint es Argento nicht komisch zu finden, dass niemand eine Frau gefragt hat.
Dieser Moment, diese Anekdote hängt fortan wie eine graue Wolke über dem kompletten Film.
Wer hier über Argento Lob ausschütten darf: Männer. Die Begeisterung, Verbundenheit und Dankbarkeit, die Guillermo del Toro, Nicolas Winding Refn und Gaspar Noé für den Italiener verspüren, will ich gar nicht in Abrede stellen. Aber lediglich diese Außenperspektiven verhindern, aus dem Dokumentarfilm mehr als einen Boys Club zu machen.
Besonders Argento selbst darf sich hier damit brüsten, dass ihm junge Frauen in seinen Hauptrollen immer wichtig gewesen seien. Was dazu andere weibliche Filmschaffende sagen und wie sie das beurteilen würden? Das scheint nicht zu interessieren und ist damit wieder total on brand.
Wenn Frauen sprechen, dann sind es – vielleicht abseits seiner Ex-Frau – welche, die in einem Abhängigkeitsverhältnis zu Argento standen oder (über welche Bande auch immer) immer noch stehen. Und genau diese Frauen drücken sich auffällig ausgewählt und vorsichtig aus.
Weil sie nicht als undankbar wahrgenommen werden wollen? Weil sie berufliche wie private Konsequenzen fürchten müssen? Das lässt sich nicht erahnen, nur interpretieren. Der Film scheint jedoch absolut kein Interesse daran zu haben, diese offensichtliche Wand der Zurückhaltung zu durchbrechen und zu schauen, was dahintersteckt.
