Gesehen: Dahomey (2024)
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Was für ein klug und uneitel inszenierter Film, der konsequent im Dienst seiner Themen in den richtigen Momenten unstrittig im Vorfeld gefasste bildästhetische Vorstellungen über Bord wirft, dabei die Diskrepanzen zwischen Denken und Selbstverständnis des sogenannten Westens und den Beniner*innen freilegt – und zwar völlig richtig ohne auch nur eine*n einzige*n französische*n Stichwortgeber*in oder Archivmaterial getroffener Aussagen mit einzuflechten.
Mati Diop hebt die verschiedenen, teilweise auch gegensätzlichen, Perspektiven der Beniner*innen hervor und klärt dadurch sozusagen im Vorbeigehen Fragen, die westlich geprägte Menschen eventuell haben und/oder bereits in rassistische Vorurteile verpackt formulierten. Mati Diop lässt einfach die Fakten bzw. die Beniner*innen für sich sprechen und weigert sich, den bei diesen Fragen mitschwingenden Unterstellungen auch nur den Hauch von Legitimation zu gewähren.
Super spannend war für mich zu sehen, wie das Grundverständnis musealer Arbeit infrage gestellt wird. Ist alleine das Konzept „Museum" bereits ein rein westliches und mit historischer Arbeit und der Geschichte Benins bzw. des ehemaligen Königreichs Dahomey gar nicht vereinbar? Und welche Macht hat die ehemalige Kolonialmacht Frankreich überhaupt über die Rezeption der wenigen restituierten und der noch zu Tausenden in Europa befindlichen, einst geraubten Artefakte?
Ich finde den Gedanken spannend, dass ein „Wegschließen" kulturhistorischer Schätze in Museen – sei es im Lager oder in Vitrinen – unstrittig zur materiellen Erhaltung beitragen kann oder sie erst sicherstellt, aber damit auch eine unüberwindbare Barriere zu Menschen und kulturell zentralem Nutzen einzieht.
Mati Diop setzt mit ihrem Film auch Gedanken über die Orte, an denen Kunst und Kulturschätze ausgestellt werden, in Bewegung. In einem französischen Museum: dreist zur Schau gestellte Raubkunst. Nach der Ankunft in Benin: Teil einer politischen Inszenierung, direkt in den Räumen des Präsidentenpalastes. Das ist natürlich spitz formuliert, aber es zeigt doch die Komplexität einer vom Kolonialismus aus den Angeln gehobenen Welt.
![](https://andrepitz.de/content/images/thumbnail/dahomey.jpg)