Gesehen: The Girl with the Needle (2024)
Ein Film über das Schweigen.
Ein Mädchen, das ihren Unmut gegenüber ihrer Mutter kundtut und von ihr daraufhin so hart ins Gesicht geschlagen wird, dass sie blutet. Aber sie gibt keinen Laut von sich. Vielleicht weil sie weiß, dass ihr dann eine noch viel brutalere Strafe droht. Das ist jedoch keine Erziehung, sondern gleicht einem möglichst frühen Herausschneiden der Zunge, damit dieses Mädchen niemals für sich einstehen wird.
Der Mann, der seiner autoritären Mutter gegenüber keine Widerworte wagt und die Frau, die er erst geschwängert und der er dann eine Hochzeit versprochen hat, von einer Sekunde auf die andere aus seinem Leben verbannt.
Die Frauen, die in der Gemeinschaft schweigen, weil es bereits ein gegenseitiges Verständnis dafür gibt, was es bedeutet, als Mensch niederer Klasse behandelt zu werden. Die schweigen, weil es keine gesamtgesellschaftliche Solidarität gibt und sowieso niemand zuhört. Die schweigen, weil sie glauben, nur durch unsagbare Opfer überleben zu können. Die schweigen, obwohl sie wissen. Die ihre Emotionen mit benebelndem Äther zum Schweigen bringen.
Ein Film, der schließlich den Familienbegriff des frühen 20. Jahrhunderts hinterfragt und Solidarität einfordert.
★★★★☆