Gesehen: Live from Baghdad (2002)
In den Momenten, in denen die inneren Abläufe und grundlegenden Mechanismen des 24-Stunden-News-Cycles an die Oberfläche treten, neigt der Film zu übermäßiger Didaktik und traut seinem Publikum offenbar nicht zu, aus den Bildern eigene Schlüsse zu ziehen.
Doch diese Momente des Erklärfernsehens sollen nicht überschatten, dass der Film durchaus gelungen und akribisch die grundlegenden Probleme eines Rund-um-die-Uhr-Mediums mit journalistischem Inhalt nachgeht. Hier scheint durch, dass das noch junge CNN schon früh verloren schien.
Denn der Film beginnt nicht, wie man vielleicht erwarten könnte, mit einem Haufen von idealistischen Journalist:innen, die schließlich am ökonomischen Druck und dem auferlegten Zwang zur Gewinnmaximierung zerbrechen. Es ist genau andersherum. Zunächst geht es diesen Journalist:innen nur um Quote und die folgerichtig klingelnde Kasse beim Sender. Erst später finden sie zu journalistischen Idealen (zurück), aber da ist die Karre CNN schon unrettbar mit Vollgas auf Kurs gegen die Wand.
Verstärkt wirkt dieser Kurs auch dadurch, dass niemand die gesellschaftlichen Folgen dieses orchestrierten, permanent feuernden und zunehmend eskalierenden Nachrichtenzirkus abgewogen hat – mutmaßlich sogar mit Vorsatz.
Wenn ich heute durch meine deutsche Brille auf CNN oder das verachtenswerte Fox News schaue, wird mir ob der Aufmachung dieses sehr meinungsgetriebenen Programms schwarz vor Augen. Aber es ist die logische Konsequenz dessen, was LIVE FROM BAGHDAD hier in seinen Anfängen beschreibt.
★★★☆☆