Kinotagebuch: Queer (2024)

Kinotagebuch: Queer (2024)

(Ich habe die Romanvorlage nicht gelesen und mein einziges Hintergrundwissen ist, dass sie existiert. Deshalb sehe ich zwar die vielen Kritikpunkte an Luca Guadagninos Interpretation, habe aber für mich einen davon losgelösten Zugang zum Film gefunden.)

Eine faszinierend gute Erfahrung ist dieser Stil- und Motivmix aus Terry Gilliams FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS, Francis Ford Coppolas APOCALYPSE NOW und David Lynchs Twin Peaks.

William Lee ist eine Figur, die sich nüchtern nie richtig in diese Welt einfügen kann. Erst Alkohol und Opiate verschaffen ihm vermeintliche Klarheit über sich und seine Rolle und bringen ihn weit genug von der Realität weg, die nach ihm unvertrauten Regeln zu laufen scheint.

Der Trip ins Herz des Dschungels soll ihm das ihm so fremde Regelwerk aufschließen, erweist sich jedoch als Abstieg in den Wahnsinn. Es ist die Suche nach Klarheit, aber eine Reise ohne Ziel. Ewiges Fegefeuer, das sich erst auftut und gleichzeitig schon immer loderte.

Dann die sich selbst verzehrende Schlange an einem Ort, der weder nach unseren Regeln von Raum noch nach denen von Zeit zu existieren scheint. An dem Anfang und Ende gleichermaßen sind, Erlösung und Verdammnis zusammenkommen.

Was alle das zusammenbindet, ist das Spiel mit den Farben, das ich gefühlt bei Guadagnino zuletzt bei CALL ME BY YOUR NAME in dieser Intensität gesehen habe – etwa mit den zahlreichen Violett-Abstufungen, die den herannahenden Fiebertraum bereits früh ankündigen, oder den krass gesättigten Rottönen des Stundenhotels, die mich gedanklich unweigerlich in die Black Lodge aus Twin Peaks versetzt haben.

Nirvanas Come as You Are slaps. Wir sollten weiterhin täglich den Gebetsteppich gen David Fincher ausrollen, weil er Trent Reznor und Atticus Ross zum Film-Scoring überredet hat. Daniel Craig und Lesley Manville sind fucking Stars.

★★★★½

IT/US, R: Luca Guadagnino, D: Daniel Craig, Drew Starkey, Lesley Manville, Jason Schwartzman, Trailer, Wikipedia
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