Gesehen: Désordre (1986)
Ein Coming-of-Age, das ich so noch nicht oft gesehen habe: Diese jungen, stürmischen Menschen, die Künstlerinnen sein und in der Musik ihren Ausdruck finden wollen. Bei denen jede*r was mit jeder*m hat und der Zweck immer die Mittel heiligt. Deren gesamte Existenz gegen gesellschaftliche Konventionen zu bürsten scheint. Und deren Streben trotz allem so sehr auf bürgerliche Kategorien ausgerichtet ist: ein gesichertes Einkommen, eine monogame Beziehung, zusammen im gemeinsamen Heim alt werden, auf dem Weg vielleicht sogar eine Familie gründen und in Harmonie die Welt der Lebenden verlassen. Diese Figuren sind regelrecht durchzogen vom Anti-Punk, ob sie sich das eingestehen wollen oder nicht.
Letztlich ist es der Tod und das stückweise Ankommen in diesen bürgerlichen Kategorien, die diesen Leben die Energie entzieht. Der Ausdruck in der Musik will nicht mehr gelingen, niemand kann sich mehr fallen lassen, ein leidenschaftliches Seelenfeuer in Gang kriegen und nach außen kehren.
Dabei stolpert der Film immer mal wieder über die eigenen Füße, mäandert vor sich hin, verliert sich in Wiederholungen und schafft es oft nicht, sich einer gewissen Ziellosigkeit zu entledigen. Das mag zwar Abbild der Figuren sein, aber formal betrachtet ist das mehr irritierend als produktiv.