Gesehen: Wicked Little Letters (2023)
Ich mag doch alberne Filme mit schrulligen Figuren, tollen Schauspielerinnen und dem Herz am richtigen Fleck. Dennoch war das hier total mittelmäßig. Viele Gründe dafür sind struktureller Natur, der Film ist äußerst repetitiv in seinen Motiven, Figurenanordnungen und im Humor.
Allen voran Olivia Coleman, Jessie Buckley und Anjana Vasan sind es, die den Film immer wieder zurück auf den Boden holen. Gerade Coleman spielt hier äußerst filigran und schafft es mit nuanciertem Mienenspiel nahezu wortlos, den für mich interessantesten Part der Geschichte freizulegen: den schamlosen Masochismus innerhalb katholisch geprägter Institutionen. Der Erlöser™ hat gelitten. Wenn wir also auch leiden, sind wir dem Erlöser™ zum Greifen nahe. Und wie finden wir das? Richtig geil, wir könnten uns bis zum Jüngsten Gericht darin suhlen!
Doch dann bombardiert der Film dieses spannende Fundament mit völlig kruden Momenten. Wenn Anjana Vasans Figur als einzige Polizistin im Revier immer wieder zu vermeintlich niederen Aufgaben verdonnert und wiederholt von ihrem männlichen Vorgesetzten darauf hingewiesen wird, dass es ja immer noch eine Hierarchie gebe, dann ist das erst mal Ausdruck der patriarchalen Machtverhältnisse. Diese auszusprechen, ist noch kein Gag. Denn dafür bedarf es üblicherweise eines Bruchs mit Erwartungen. Den liefert der Film jedoch nur in den wenigsten Momenten. Deshalb hat es sich für mich sehr oft so angefühlt, als ob hier nicht über die misogynen Arschlöcher, sondern mit ihnen gelacht wird.
★★½☆☆