Kinotagebuch: The Substance (2024)

Kinotagebuch: The Substance (2024)

Seit Jahren rauche ich nicht und trinke auch keinen Alkohol mehr. Jetzt komme ich aus dem Kino und finde, es ist ein guter Zeitpunkt, mit beidem wieder anzufangen.

THE SUBSTANCE gehört definitiv in die Kategorie „Die besten Filme, die ich nie wieder sehen möchte“ – begonnen beim Sound-Design, das bereits eine krass aggressive Körperlichkeit erzeugt, bevor der Body-Horror überhaupt so richtig auf 11 gedreht wird.

Hinterher habe ich auch länger überlegt, ob mir diese insgesamt überaus drastische Überzeichnung gefallen hat oder eine nuanciertere Herangehensweise dem Film besser getan hätte. Aber letztlich schließt sich das doch nicht gegenseitig aus. Die Drastik erweckt zunächst nur den Eindruck von plumper Direktheit, offenbart jedoch beim besonnenen Hinsehen – was bei diesen Bildern nicht immer einfach ist – dennoch eine Vielschichtigkeit.

Heruntergebrochen sehen wir hier eine Frau innerhalb eines Systems, in dem sie nur Fehler machen kann. Wer, mit welchen Mitteln auch immer, nicht gegen das Alter anarbeitet, wird fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel. Gehst du den vom System als notwendig beschriebenen „Lösungen“ nach, mag das eine kurze Zeit lang Abhilfe schaffen, richtet dich aber letztlich umso mehr zugrunde. So oder so wird dir jegliche Würde genommen.

Meinen Spaß hatte ich mit den zahlreichen filmischen Querverweisen, angefangen bei der einem LSD-Trip gleichenden „Wiedergeburt“ aus 2001: A SPACE ODYSSEY über die ausschließlich männlichen Produktionsmitarbeiter, die sich den 2001-Affen vor dem Monolithen gleich um einen riesigen Bildschirm mit Margaret Qualleys Po scharen bis hin zum THE SHINING-Teppich im Backstage, dem Auftritt von Monstro Elisasue zu Richard Strauss’ Also sprach Zarathustra und dem CARRIE-Blutschwall ins Publikum.

Als heterosexuellem Mann wurde mir hier auch sehr regelmäßig der Spiegel vorgehalten. Denn bei aller selbst empfundener Aufgeklärtheit, bei allem Wissen über patriarchale Gefüge und strukturelle Diskriminierung von Frauen bedient dieser Film bewusst internalisierte, extrem tief verankerte Vorstellungen von Körpern, Schönheit und dadurch bedingtem Erfolg und lässt die dann durchsickernde Selbsterkenntnis in provozierendem Ekel aufgehen.

Die Executive Summary von THE SUBSTANCE: Das neue Musikvideo von Benny Benassi ist absolut wild.

★★★★☆

GB, R: Coralie Fargeat, D: Demi Moore, Margaret Qualley, Dennis Quaid, Trailer, Wikipedia
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