Gesehen: Rebel Ridge (2024)
Die Spannung, die Jeremy Saulnier zu erzeugen vermag, ist wirklich phänomenal dicht. Mit REBEL RIDGE beweist er obendrein, dass seine Art des Spannungskinos noch nicht ausgeschöpft ist, sondern es noch viele Facetten gibt, die es weiter zu erkunden gilt.
Hier nutzt er systemische Unwuchten, Fehlkonstruktionen und Ungerechtigkeiten, um daraus Spannungsmomente zu erzeugen. Es ist unser Wissen um gesellschaftliche, politische und ökonomische Realitäten, die hier eine Vielzahl von Szenen bereits bis kurz vor den Zerreißpunkt spannt, bevor die Figuren auch nur einen Satz gesprochen oder sich wirklich zueinander verhalten haben. Erst danach brechen sich die individuellen Konflikte Bahn.
In Teilen wirkt REBEL RIDGE auf mich wie Saulniers Versuch eines modernen FIRST BLOOD – mit einem Ex-Militär, der scheinbar nie wirklich in ein ziviles Leben zurückgekehrt ist und erkennen muss, dass das System kein ernsthaftes Fangnetz für Menschen wie ihn vorsieht, sondern teilweise sogar gegen ihn arbeitet. Menschen wie ihn bedeutet nicht nur Ex-Militär, sondern auch Schwarz. Das System und seine Vertreter*innen sind vergiftet durch Rassismus und Korruption – aber eben auch durch politisches Versagen, wodurch eben jene Auswüchse begünstigt bzw. bedingt werden.
Wer hier auf welcher Seite steht, steht nicht infrage. Aber Saulnier weiß auch, dass eine Schwarz-Weiß-Zeichnung seiner gewählten Anordnung nicht gerecht wird. Sein Film hat den Mut zur Komplexität und zur Grauzone, ohne dabei jedoch seinen moralischen Kern zu verraten.
Letztlich finde ich aber auch, dass der Film zunehmend den Fokus verliert und er sich streckenweise fast schon unnötig totläuft.
P.S.: Ich habe Macon Blair vermisst 😢
★★★½☆