Gesehen: Als wir träumten (2015)

Gesehen: Als wir träumten (2015)
(c) Rommel Film, Pandora Film, Peter Hartwig

Ich finde schon, dass diesem Film ein gewisses Fieber innewohnt. Der Zusammenbruch der DDR legt frei, was das SED-Regime mit aller Macht vertuschen und verschweigen wollte, die Baseballschlägerjahre brechen an. Und es wird klar, dass die rechtsextremen Strukturen nicht auf absolut unfruchtbarem Boden doch noch irgendwie gewachsen sind, sondern dass Xenophobie und Rassismus ein gesamtgesellschaftliches Problem sind.

Gleichzeitig liegt nicht nur die DDR als Staat, sondern auch die Existenzen von Menschen und Familien in Trümmern. Mütter wachen auf und sind plötzlich mit ihren Kindern alleine, die Väter sind in Nacht und Nebel in den Westen abgehauen. Es gibt keine sichere ökonomische Perspektive, die Menschen verlassen in Scharen das leckgeschlagene Schiff.

Wer das Glück hat, im richtigen Alter zu sein, hat gleichzeitig die Chance, seine komplette Identität im wildwestartigen Rausch der Nachwendejahre neu zu schreiben. Nur gelingt es dabei nicht jedem – mal aus Unvermögen, mal auf Druck von außen –, positive Formulierungen zu finden.

Dass Andreas Dresen mitunter ziemlich tief in die inszenatorische Klischeekiste greift? Schwamm drüber. Es scheint ein ungeschriebenes Gesetz zu sein, dass keine Club-Szene ohne desorientierendes Strobo-Licht und Schnitte im selben Rhythmus auskommen darf. Aber diese Handvoll Vignetten fühlen sich einfach sehr wahrhaftig an – was sicherlich auch Verdienst der stabilen Romanvorlage von Clemens Meyer und sowieso von Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase ist.

★★★½☆

FR/DE, R: Andreas Dresen, D: Merlin Rose, Julius Nitschkoff, Joel Basman, Marcel Heupermann, Frederic Haselon, Ruby O. Fee, Trailer, Wikipedia
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