Gesehen: Andrei Rublev (1966)
Ein schonungsloser Ritt durch Teile der russischen Geschichte, bei dem Kontinuitätslinien des religiösen Fundamentalismus, des größenwahnsinnig-radikalen Nationalismus, der feudalistischen Ausbeutung und Unterdrückung, des Rassismus, der patriarchalen Gewalt und von verschiedensten Rattenfängern.
Wie umgehen mit einer derartigen Vergangenheit, mit im Namen irgendwelcher Säulenheiliger begangenen Verbrechen, die nicht nur immer weiter verklärt werden, sondern wieder als stolze Tradition angeführt werden? Wie können Künstlerinnen unter diesen Umständen schaffen oder sterben Künstlerinnen in einer derartigen Welt bereits vor ihrer fleischlichen Hülle?
All das gipfelt schließlich in einer Sequenz, bei der ich unweigerlich an den letzten Part von Fellinis 8½ denken musste – in der völlig im Tunnel, völlig größenwahnsinnig einem überlebensgroßen Ziel hinterhergeeifert wird; in der Hoffnung, dass mit dem Erreichen dieses Ziels die Erlösung kommt. Nur gerät dabei komplett unter die Räder, dass schon längst niemand mehr weiß, was das Ziel ganz konkret bedeutet – oder ob es überhaupt jemals einer gewusst hat.
★★★★½