Gesehen: Savvusanna sõsarad (2023)

Gesehen: Savvusanna sõsarad (2023)
(c) NEUE VISIONEN

Ein wunderschöner und zutiefst berührender Dokumentarfilm, der so viele Momente hat, die über das Gesagte hinausgehen – in einem Raum, in dem es keiner Worte mehr bedarf, um Solidarität zu bekunden. Wenn die Frauen über sehr persönliche, traumatische Erlebnisse sprechen, dann streichelt ihnen niemand mitfühlen übers Haar, dann bedarf es keiner Töne/Worte der Anerkennung, dann bekommen die erzählenden Frauen einfach den Raum, den sie brauchen.

Ob die hier abgebildete Saunakultur dafür einen besonders sicheren Rahmen schafft? Möglich, aber zu einem abschließenden Urteil komme ich nicht. Die Sauna ist hier vor allem Vehikel, um über die Rolle der Frau in der Gesellschaft, das Selbstbild der Frau und Erwartungen an Frauen zu erzählen. Wer es noch nicht weiß, erfährt im Abspann, dass diese Saunakultur Teil des immateriellen Kulturerbes nach der UNESCO ist.

Ich weiß, dass ein Dokumentarfilm nicht zwingend journalistischen Kriterien folgen muss. Dennoch bleiben diese Kriterien die Brille, durch die ich auf viele Dokumentarfilme blicke. Mir geht es nicht um ein ausführliches Darlegen aller Eigenschaften dieser Saunakultur, die eine Aufnahme auf die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes rechtfertigen. Das ist im Kontext dieses Films gar nicht so interessant. Aber wie oft kommen diese Frauen zusammen? Wo liegt diese Sauna – irgendwo im Wald, wie hier ein bisschen insinuiert wird, am Rande des kleinen Örtchens, in dem die Frauen alle Leben? Für mich sind das Punkte, anhand derer ich die hier porträtierte Intimität noch umfassender hätte verstehen können.

Außerdem eine große Frage bleibt: Wie sind diese Gespräche zustande gekommen, wie wurden diese Themen angestoßen? Es scheint mir absurd zu behaupten, dass die Frauen auf Ansage extra für die Kamera nochmal ihre Traumata durchschleifen mussten. Auch mit einem LOVEMOBIL (2019) haben wir es hier schon gar nicht zu tun. Aber wie groß ist hier das, was Werner Herzog die „ekstatische Wahrheit“ nennt? (Aus Werner Herzogs „Minnesota declaration“: There are deeper strata of truth in cinema, and there is such a thing as poetic, ecstatic truth. It is mysterious and elusive, and can be reached only through fabrication and imagination and stylization.)

EE/FR/IS, R: Anna Hints, Trailer, Wikipedia
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