Gesehen: Dream Scenario (2023)
Dass der Film irgendwann tatsächlich Influencer*innen ins Spiel bringt, ist nur folgerichtig. Ja, es geht hier auch um die Machtlosigkeit über die Wahrnehmung anderer, über die Diskrepanz zwischen Selbst- und Außenwahrnehmung. Aber viel mehr drängt sich für mich die Beobachtung dessen auf, wie Privatheit und Öffentlichkeit im digitalen Zeitalter funktionieren und sich verändern. Darauf ist DREAM SCENARIO eine treffende Allegorie.
Er fühlt nach, wie ein unscheinbarer Mensch, scheinbar ohne öffentlichkeitswirksame Talente oder Eigenschaften, aus nicht immer nachvollziehbaren Gründen plötzlich eine substanzielle Reichweite aufbaut, die gefühlt unverhofft zufliegt. Aber natürlich sieht das Publikum immer nur ein gefiltertes Abbild der echten Person, glaubt so zunehmend, sie zu kennen und baut eine parasoziale Beziehung zu ihr auf.
Gleichzeitig sehen wir, wie diese Menschen der aus ihrer Reichweite resultierenden Verantwortung oft nicht gerecht werden. Erst wird die Aufmerksamkeit in vollen Zügen genossen, gar forciert und dann beim kleinsten Lüftchen Gegenwind der eigene Einfluss negiert. Das alles ist sehr ambivalent und nicht immer mit Gerechtigkeit bzw. Gerechtigkeitsempfinden vereinbar.
Nicolas Cages Paul Matthews ist eine tieftraurige Gestalt, die auf der Suche nach Anerkennung und Sinn einmal sinngemäß alle leeren und seelenlosen Mechaniken der digitalen Aufmerksamkeitsökonomie durchspielt und dabei stets verkennt, in welcher privilegierten Situation er sich eigentlich befindet und wie viel Erfüllung bereits darin stecken kann.
Auf Twitch wäre DREAM SCENARIO ein durchschnittlicher Samstag.
★★★☆☆