Gesehen: Quiet on Set (2024)

Gesehen: Quiet on Set (2024)
(c) Discovery+

Es ist gut, dass sich dieses Themas (erneut) angenommen wurde. Es ist gut, wie viel Raum den Betroffenen gegeben wird. Es ist gut, wie viel ihnen Gehör geschenkt wird. Es ist absolut fürchterlich umgesetzt. Quiet on Set lässt nahezu kein ehrliches Erkenntnisinteresse erkennen. Dass die fünfteilige Dokuserie als „True Crime Event“ beworben wird, sagt fast schon genug. Hier geht es letztlich um Spektakel und nicht darum, die Mächtigen/Konzerne zur Rechenschaft zu ziehen.

Elendig viel Zeit wird damit verbracht, dramaturgisch überzogen in Teilen bereits öffentliche Recherchen so nachzuerzählen, als sei alles jetzt erst für die oder kurz vor der Doku zusammengekommen. Obwohl ich selbst vorher keine Ahnung hatte, wer Dan Schneider ist, hatte ich quasi nie das Gefühl, dass die Serie wirklich daran interessiert ist, neue Dinge zu erfahren, freizulegen und systemische Missstände aufzuzeigen.

Durch ihre radikal boulevardeske Form steht sich die Serie in den entscheidenden Momenten selbst im Weg. Denn Dan Schneider war letztlich – auch, wenn er de factor so agieren konnte – kein allmächtiger Gott. Der hinter Nickelodeon und somit auch Schneider stehende Konzern, das heutige Paramount, hat zugelassen, dass diese toxischen Strukturen erst wachsen und dann auch unbehelligt bestehen konnten. Aber Paramount hat eben nur ein Firmenlogo und kein Gesicht, auf das man zeigen kann.

Quiet on Set müsste eigentlich die Hälfte der Sendezeit damit verbringen zu zeigen, ganz tief in den Konzernstrukturen von Paramount zu graben und fragen: Wer zum Teufel hat warum diesen Nährboden bereitet, auf dem dieser Clusterfuck wachsen konnte? Ob das wirklich mit angemessenem Nachdruck geschehen ist oder nicht, wissen wir nicht. Stattdessen bekommen wir am Ende jeder Folge lediglich eine kurze Texttafel präsentiert:

In response to producers' questions, Nickelodeon has stated it "investigates all formal complaints as part of our commitment to fostering a safe and professional workplace… [We] have adopted numerous safeguards over the years to help ensure we are living up to our own high standards and the expectations of our audience."

Hat man sich damit etwa schon abspeisen lassen? Und wer sind diese „producers“? Nach meinem Verständnis sind Produzentinnen in den seltensten Fällen Journalistinnen.

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